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„Biohackers“: Gott spielen im Labor

Tanja Lorenz, so merkt man schnell, ist das Wohl der Menschheit nicht ganz so wichtig.
Tanja Lorenz, so merkt man schnell, ist das Wohl der Menschheit nicht ganz so wichtig.(c) Netflix
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In der deutschen Netflix-Serie kämpft eine Medizinstudentin gegen die Machenschaften einer Forscherin.

Sie weiß, wie man eine Bühne nutzt. Die unterkühlte Genetikerin Tanja Lorenz steht im Audimax der Uni Freiburg und spricht darüber, wie ihre Forschung die Welt verändert. Die Studenten, die sie umringen, hängen an ihren Lippen. Lorenz will Erbkrankheiten ausrotten, ihre Sätze hallen nach: „Synthetische Biologie macht uns von Geschöpfen zu Schöpfern.“ Das „uns“ sollte man aber nicht zu ernst nehmen, denn Lorenz ist eine Einzelgängerin. Andere Menschen haben für sie wohl eher Materialwert:. An zumindest zwei der anwesenden Studenten hat sie bereits geforscht. Die übrigen lauschen gebannt ihrer Schlussfolgerung, dass Gott nun obsolet wird.

Ja, es wird dick aufgetragen in der neuen Netflix-Serie „Biohackers“, einer deutschen Produktion. Und die Fronten sind schnell klar: Auf der einen Seite eine gewissenlose Forscherin (Jessica Schwarz), auf der anderen ein Mädchen im ersten Semester, das an eine studentische Version von Jason Bourne erinnert: Mia (Luna Wedler) ist fast unnatürlich schnell, stark, klug. Und sie hat ein Geheimnis. Schnell ist klar, dass sie der Genetikerin die Schuld für den Tod ihres Zwillingsbruders gibt.

In hohem Tempo führt die Serie durch hochmoderne Labors mit spiegelnden Oberflächen. Eine Welt, in der alles denkbar scheint. Und was sich an den offiziellen Forschungsstätten nicht machen lässt, wird in private Keller ausgelagert. Ist die Serie (wieder) ein Thriller, der Forschung und Wissenschaft schlicht als Gefahr sieht? Zeigen will, dass der Mensch nicht in Erbgut eingreifen, nicht Gott spielen darf? „Biohackers“ hat dystopische Elemente, aber auch Spaß am Erfindergeist der Studenten. Und die finden Wissenschaft offenbar ziemlich cool. Da schnipselt etwa Ole, der sympathisch-chaotische Mitbewohner von Mia, gut gelaunt an sich herum. Setzt sich Magnete und allerlei andere Gimmicks ein. Eine weitere WG-Kollegin bastelt hochprofessionell an der DNA ihrer Topfpflanzen herum. Die studentische Welt ist durchaus pro Wissenschaft, der Kampf gegen Lorenz ein Kampf zumindest ähnlicher Mittel.

Bilder, die man nicht zeigen wollte

Die Serie setzt aber mehr auf Tempo als auf realistische Darstellung: Nicht nur kämpft Mia in der Gegenwart um die Wahrheit. Man weiß auch, dass sie sich bald in einem Zug befinden wird, in dem die Fahrgäste zusammenbrechen werden, einer nach dem anderen. Und Mia irgendwann neben die leblosen Körpern sinkt. Diese Bilder sind es auch, die dafür sorgten, dass der Starttermin der Serie um mehrere Monate verschoben wurde. Im Frühling, zu Beginn der Coronapandemie, hätte die Sequenz verstörend wirken können, sagen die Macher. Nun darf man also wieder von unsichtbaren Gefahren bedrängt werden. In sechs knapp 45-minütigen Episoden rast man diesem Moment entgegen. Das ist meist durchaus unterhaltsam. Aber mehr nicht.

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