Graz

Synagogen-Angriff: Verdächtiger gestand alle Vorwürfe

SYNAGOGE GRAZ
SYNAGOGE GRAZAPA/ERWIN SCHERIAU
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Das Motiv des 31-Jährigen war Judenhass und Homophobie, sagte der zustänidge Staatsanwalt. Er kommt voraussichtlich in Untersuchungshaft.

Der Verdächtige, der u.a. Angriffe auf die jüdische Gemeinde Graz begangen haben soll, hat laut Staatsanwalt Christian Kroschl alle ihm bisher zur Last gelegten Vorwürfe gestanden: "Er sagte, er hat eine Vielzahl von Mauern besprüht und beschmiert." Sein Motiv: Er hasse Juden und Homosexualität sei nicht normal und entspreche nicht seiner Religion. Am Mittwoch dürfte die U-Haft verhängt werden.

Der in Österreich bisher unbescholtene 31-jährige Verdächtige zeigte sich laut Kroschl bei den bisherigen Befragungen kooperativ: Er gestand nicht nur den tätlichen Angriff auf Elie Rosen, den Präsidenten der jüdischen Gemeinde Graz, sondern auch die Sachbeschädigungen bei der Synagoge sowie dem Vereinslokal der Rosalila PantherInnen. Hinzu kommen offenbar zahlreiche Schmieraktionen und Sachbeschädigungen, etwa bei einer Kirche und bei einem Bordell. Manche Delikte dürften noch nicht einmal erfasst sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen versuchter schwerer Körperverletzung und Sachbeschädigung. Noch am Dienstag werde der Antrag auf Untersuchungshaft gestellt, sagte Kroschl.

Der Staatsanwalt schilderte, dass zahlreiche Datenträger in der Wohnung des Verdächtigen sichergestellt wurden. Diese müssten nun erst alle gesichtet werden. Erste Hinweise und Indizien deuten aber darauf hin, dass der Syrer möglicherweise radikalislamistische und terroristische Motive hatte. Er sei "kein Judenfreund", wurde bei den Befragungen klar. Er wolle alle Juden aus Palästina weghaben. "Die haben aus seiner Sicht dort nichts verloren", sagte Kroschl zu den Hintergründen. Weiters seien für den 31-Jährigen Homosexuelle "nicht normal" und Homosexualität dürfe laut seiner Religion nicht sein.

Ob der Verdächtige in Graz eine Moschee besucht hat, sei noch nicht klar, sagte der Staatsanwalt. Der 31-Jährige behauptet von sich, dass er in keine gegangen ist. Das werde nun überprüft. Bei den Befragungen sagte der Verdächtige, dass er 2013 über die Türkei und mittels Schleppern nach Österreich gekommen sei.

Aktionsplan gegen Antisemitismus

Die Bundesregierung will im Herbst einen nationalen Aktionsplan gegen Antisemitismus mit rund 30 Maßnahmen vorlegen. Das bekräftigte Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) nach den Angriffen am Dienstag. Im Aktionsplan enthalten seien unter anderem Maßnahmen in den Bereichen Bildung, Forschung, Justiz und auch Sicherheit. Im Kanzleramt soll eine eigene Stabsstelle eingerichtet werden, die sich der Umsetzung des Maßnahmenkataloges widmen wird.

Die Bischofskonferenz sieht Bildung als das wichtigste Präventionsmittel im Kampf gegen Antisemitismus, hieß es laut Kathpress in einer Aussendung der "Kommission für Weltreligionen" der Bischofskonferenz am Dienstag. Bischof Werner Freistetter hob dabei die Bedeutung von Religions- und Ethikunterricht hervor. "Umfassende menschliche Bildung ist das wichtigste Mittel, um antisemitischer Gewalt entgegenzuwirken", betonte Freistetter. In der aktuellen Situation ließen sich vermehrt auch junge Menschen durch die Möglichkeiten des Internets leicht durch Propaganda und gezielt gestreute Falschinformationen beeinflussen und radikalisieren. Man müsse diesen Entwicklungen „mit aller Macht“ entgegentreten.

(APA)

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