Kommentar

Hellblau und Rosa jetzt auch bei Ikea

(c) Ikea
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Als das "meistverbreitete Buch der Welt" lieferte der Ikea-Katalog bisher zu Möbelfotos eine eigene Weltanschauung. Etwas hat sich nun geändert.

Der Ikea-Katalog ist nicht einfach nur ein Katalog. Er ist ein Bestseller, rund 200 Millionen Exemplaren jährlich wurden bis vor kurzem gedruckt. Als "das meistverbreitete Buch der Welt" wurde er vor ein paar Jahren auch schon von Literaturkritiker Hellmuth Karasek besprochen, er hat ihn als "möblierten Roman" bezeichnet.

Ikea zeigte immer mehr als nur Möbel, es ging um Lebenseinstellungen. Oder: Das Leben, wie es (aus Sicht von Ikea) sein soll. Multikulturelle WGs. Süße, dunkelhäutige Kinder mit blonden Eltern, der Vater am Herd, die Mutter vor dem Computer, geschlechtsneutrales Spielzeug auf und unter dem Tisch. Leser werden geduzt, sie bekommen Tipps für ein nachhaltigeres Leben. Und die Produkte haben wahnsinnig sympathische Namen.

Nun kommt der neue Katalog, und was sieht man? Weniger Menschen, mehr Möbel, es geht um Stauraum statt um Schauraum. Nicht jedes neue Produkt wird in diesem Druckwerk groß in Szene gesetzt. Etwa die „Duktig“ Spielküche, die es nun auch in Rosa und Hellblau gibt. Das Produkt ist ein Dauerbrenner, seit vielen Jahren wird es von Eltern gekauft, allerdings gab es die Küche bisher nur in neutralem Weiß.

Vielleicht fanden dreijährige Buben das unmännlich, vielleicht beklagten vierjährige Mädchen den Mangel an geschlechterangepasster Farbe? Oder wollten Eltern dringen mehr Rosa und Hellblau in ihren Wohnzimmern? Der Betrachter bleibt verwirrt zurück. Da dachte man, die hehren Ziele von Ikea zu kennen. Stehen die Verkaufszahlen nun über der Weltanschauung, die bisher Anti-Klischees in Szene setzte und eine Hymne an die Diversität war? Kann ja nicht sein.

((rovi))

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