Ausstellung

Kunst und Fiktion, 30 Jahre nach Pandemie-Ende

Jakob Lindner
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Die Künstlerin Nives Widauer und ihr Zufalls-Lockdown-Mitbewohner, der Kurator Pietro Scammacca, entführen uns in der Galerie Hinterland in andere, auch kommende Zeiten.

Angesichts der kommenden Feiern zum 30-Jahr-Jubiläum des Endes der Covid-19-Pandemie habe ich begonnen, meine Erinnerungen an diese unsicheren Zeiten zusammenzusammeln, die ich in Wien verbracht habe.“ Damals, so schreibt der sizilianische Kurator Pietro Scammacca, durchlebte er als 24-Jähriger durch einen Zufall den Lockdown bei der Künstlerin Anna Balatsch, die er über Freunde seiner Eltern kennengelernt hatte. Man kochte und diskutierte zusammen, trank rituell ein „Überlebenselixier“ aus Brennnessel- und Orangensaft, der, wie Scammacca es fasziniert beschreibt, auch gleich als Aquarellfarbe benutzt wurde. Alltag und Kunst, bei Balatsch kamen sie so zusammen, wie er sich das als Jungkurator nie vorgestellt hatte.

Nicht nur das, auch Fiktion und Realität kommen zusammen, die lineare Zeit durcheinander – in der von diesem literarischen Einleitungstext gerahmten Ausstellung Nives Widauers in der Galerie Hinterland im Wiener fünften Bezirk. Tatsächlich war es so, dass die 1965 in Basel geborene, schon lang in Wien lebende Künstlerin den Lockdown als Zufallsgespann mit Scammacca verbrachte, dem sie während eines Aufenthalts in New York ihre Wohnung untervermietet hatte. Sie kehrte im letzten Moment zurück, er konnte im letzten Moment nicht mehr weg. Die folgenden gemeinsamen Wochen wurden intensiv, Lebenskonzepte prallten aufeinander – am Ende aber stand dieses charmante, spontane gemeinsame Ausstellungsprojekt, eine kleine, von Scammacca zusammengestellte Retrospektive auf Widauers multimediales, feministisch-verspieltes, biografisch-philosophisches, immer ein wenig nostalgisches Gesamtwerk.

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