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Schließung der Zuckerfabrik ist "Katastrophe für Leopoldsdorf"

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Agrana konzentriert die Zuckerproduktion in Österreich auf den Standort Tulln. Das bedeutet das Ende für die Fabrik in Leopoldsdorf.

Der börsennotierte Zucker-, Frucht- und Stärkekonzern Agrana schließt kommendes Jahr eine seiner beiden Zuckerfabriken in Niederösterreich. Betroffen ist der Standort in Leopoldsdorf im Marchfelde - und zwar nach Abschluss der heurigen Rübenkampagne im Dezember, teilte die Agrana nach einer Aufsichtsratssitzung am Dienstag mit.

Für die 150 Mitarbeiter  in Leopoldsdorf gibt es einen fertigen Sozialplan. Bis zu 20 Jobs könnten erhalten bleiben, berichtete noe.orf.at. Demnach bleibt ein Lager und ein Rübenlabor bestehen.

Von einer "Katastrophe für die Marktgemeinde Leopoldsdorf im Marchfelde und die gesamte Region", sprach Bürgermeister Clemens Nagel (SPÖ). 150 Voll- und 100 Kampagnenarbeitsplätze gingen verloren, sagte er Dienstagabend zur APA. Das sei eine Tragödie für viele Familien. Für die Marktgemeinde bedeutet die Schließung der Fabrik eine finanzielle Einbuße. In guten Jahren seien 300.000 Euro an Kommunalsteuer seitens der Agrana geflossen, so der Bürgermeister.

Köstinger lädt zu rundem Tisch

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) will  die weitere Vorgehensweise beraten. "Ich werde umgehend alle Beteiligten - Vertreter der Rübenbauern, Bundesländer, Landwirtschaftskammer und Agrana - zu einem Gipfelgespräch einladen, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten", so Köstinger in einer Stellungnahme.

Es gehe "vor allem um die Selbstversorgung Österreichs mit Zucker aus heimischer Produktion". "Die Folgen des Klimawandels - wie etwa Trockenheit und massiver Schädlingsbefall - haben zu einer Reduktion der Anbauflächen in den letzten Jahren geführt", sagte Köstinger. Die Agrarministerin will mit den Branchenvertretern nun Lösungen finden, wie man die Anbauflächen wieder erhöhen kann.

Niederösterreich stehe hinter den heimischen Rübenbauern und der heimischer Zuckerproduktion, sagte LHStv. Stephan Pernkopf (ÖVP). "Die Bauern wollen die Flächen bewirtschaften, man muss sie aber auch lassen. Sie brauchen Verlässlichkeit und notwendige Rahmenbedingungen."

Eine nationale Kraftanstrengung und ein Schulterschluss von Wirtschaft, Bauern und Konsumenten seien notwendig, stellte Pernkopf fest. "Denn klar ist auch: Wenn der Zucker nicht in Österreich produziert wird, wird er aus anderen Erdteilen importiert werden, wo möglicherweise sogar Regenwald dafür gerodet wurde. Das kann niemand wollen."

In der Zuckerfabrik in Tulln geht indes die Arbeit weiter. Agrana erzeugt auch dort den "Wiener Zucker". Grund für die Schließung der Fabrik Leobersdorf im kommenden Jahr sei der Rückgang von Zuckerrüben-Anbauflächen in Österreich. Heuer werde in Leopoldsdorf noch einmal verarbeitet, weil die Erträge von den nur mehr 26.000 Hektar Anbauflächen "außerordentlich hoch" und die Verarbeitung "ökonomisch sinnvoll" seien, so der Konzern in einer Mitteilung.

"Bei gegebenen Rübenanbauflächen ist dies jedoch künftig nicht möglich und daher wurde die Konzentration auf einen Standort beschlossen", so das Unternehmen weiter. "Sollte bis Mitte November 2020 keine Zusicherung einer Anbaufläche in Österreich von zumindest 38.000 Hektar gegeben sein, ist die endgültige Schließung des Werkes Leopoldsdorf nach der Kampagne 2020 unumgänglich."

Aus derzeitiger Sicht würden die Restrukturierungsaufwendungen im Falle einer endgültigen Schließung laut Agrana bis zu 35 Millionen Euro betragen, wovon bis zu 15 Millionen Euro liquiditätswirksam wären.

(APA)

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