Ibiza-Affäre

Strache: "Dieses schaurige Spiel geht auf Dauer nicht durch"

Heinz-Christian Strache
Heinz-Christian Strache(c) Reuters
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Heinz-Christian Starche teilt gegen jene Journalisten aus, die das „Ibiza-Video“ publiziert haben. Er ortet „Stasi-Methoden“ und betont, selbst besoffen „keine krummen Geschäfte" zu machen.

Heinz-Christian Strache, ehemals Chef der FPÖ, heute Spitzenkandidat des „Team HC Strache“ bei der nahenden Wien-Wahl, hat zum nächsten Konter gegen jene deutschen Journalisten ausgeholt, die im Vorjahr das „Ibiza-Video“ veröffentlicht und damit die türkis-blaue Regierung zu Fall gebracht haben. Nachdem er am Freitag einzelne Abschriften des gefilmten Materials durch seinen Anwalt veröffentlichen ließ und sein Generalsekretär Christian Höbart am Sonntag den Gang vor Gericht sowie die Einschaltung des Presserats ankündigte, bezog Strache selbst Stellung und kündigte (von den Anwälten noch zu prüfende) rechtliche Schritte an.

„Ich nenne sie bewusst Stasi-Methoden“, wetterte Strache am Mittwoch und meinte damit das Vorgehen einer „mutmaßlichen kriminellen großen Gruppe, die seit vielen Jahren“ gegen ihn vorzugehen versuche. Und zwar „mit dem klaren Ziel, mich politisch und gesellschaftlich zu vernichten“. Dem Aktenstand sowie seinen Informationen zufolge hätte es nämlich schon in der Zeit zwischen 2011 und 2014 Treffen dieser Gruppe „in einem prominenten Lokal des ersten Wiener Gemeindebezirks“ gegeben.

Es seien „höchst kriminelle Machenschaften“ zu denen sich so manche, womöglich „politisch motivierte“ Journalisten offenbar hätten „einspannen lassen“, meinte Strache. Auch ein ehemaliger Sicherheitsmann von ihm, sei Teil dieser „jahrelang konzertierten Aktion“ gewesen. Die Frage sei nur: „Warum?“ Diese Frage gelte es, zu beantworten und entsprechende Konsequenzen daraus zu ziehen. Denn, so der ehemalige Vizekanzler: „Dieses schaurige Spiel geht auf Dauer nicht durch."

Auch „in besoffenem Zustand keine krummen Geschäfte“ 

Die Gruppe hätte mit ihrem „regelrechten Komplott“ nicht nur ihn selbst, sondern auch eine bei der Bevölkerung geschätzte Bundesregierung zu Fall gebracht, erinnerte Strache an gute Umfragewerte der türkis-blauen Koalition. Man habe versucht, ihn „mundtot zu machen“, was er nicht auf sich sitzen lassen wolle. Denn: „In der politischen Auseinandersetzung geht es um Themen und Inhalte und nicht um kriminelle Machenschaften und rechtswidrige Fallen“, wie sie ihm etwa auf Ibiza gestellt wurden.

Diese Falle bröckle nun aber, verwies Strache sodann abermals auf die neuen Transkripte - die „Süddeutsche Zeitung“, die gemeinsam mit dem deutschen „Spiegel“ das Video veröffentlicht hatte, hat indes schon am Wochenende bestritten, dass es sich um neue Passagen handele. „Wenn Sie diese lesen“, meinte Strache dessen ungeachtet, so werde sich zeigen, was er seit dem Vorjahr vehement beteuere: „Dass mit einem HC Strache keine krummen Geschäfte zu machen sind.“ Das Interesse der Österreicher habe er stets im Fokus gehabt - selbst in einem „besoffenen Zustand“.

Das Video habe ihn „zum transparentesten Politiker Österreichs“ gemacht, meinte der Ex-FPÖ-Obmann. So habe er sich schon vor Jahren für den verfassungsrechtlichen Schutz des Wassers ausgesprochen - und diesen auch im Clip betont, nannte er ein Beispiel. Sein Fazit: „Ich habe die Versuche der Lockvögel, mich in eine unredliche Ecke zu manövrieren zu 100 Prozent abgewehrt.“ 

Die Ibiza-Affäre auf einen Blick

Am 17. Mai 2019 veröffentlichten die „Süddeutsche Zeitung“ und der „Spiegel“ ein heimlich gefilmtes Video, auf dem der damalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und der damalige freiheitliche Klubobmann Johann Gudenus im Juli 2017 mit einer vermeintlichen russischen Oligarchennichte über Staatsaufträge für millionenschwere Spenden und einer Übernahme der „Kronen-Zeitung" sprachen.

Tags darauf traten Strache und Gudenus zurück, am Abend kündigte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) die Koalition mit der FPÖ auf und Neuwahlen an. In den Folgetagen trat die blaue Regierungsmannschaft zurück, Kurz ersetzte die vakanten Positionen, unterlag aber am 27. Mai einem Misstrauensvotum im Nationalrat. Am 3. Juni gelobte Bundespräsident Alexander Van der Bellen eine Expertenregierung unter Kanzlerin Brigitte Bierlein an.

Im September folgten Neuwahlen. Im Dezember brach die FPÖ endgültig mit Strache, der langjährige Obmann wurde aus der Partei ausgeschlossen. Am 7. Jänner wurde die türkis-grüne Regierung unter Kanzler Kurz angelobt. Seit 4. Juni befasst sich ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss mit der „Ibiza-Affäre“, wo auch Strache bereits einvernommen wurde

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