40 US-Milliardäre spenden ihr halbes Vermögen

Philanthropie exklusive Liste reichen
Philanthropie exklusive Liste reichen(c) Reuters (RICK WILKING)
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40 US-Milliardäre stecken zumindest ihr halbes Vermögen in wohltätige Zwecke. Die Idee wurde von Warren Buffett ins Leben gerufen. Der Großinvestor möchte nun auch Chinas und Indiens Elite an Bord holen.

New York. Eigentlich ist Warren Buffett kein Freund von Hedgefonds und Investmentbanken. Wenige Monate bevor Lehman Brothers 2008 pleiteging, erhielt der Investor einen Anruf von Firmenchef Richard Fuld. Ob er nicht ein paar Milliarden Dollar in das Investmenthaus stecken wolle, fragte der Banker. Buffett gab Fuld einen Korb. „Selbst, wenn die Zahlen gut wären, ich kann solchen Leuten einfach nicht vertrauen“, sollte Buffett später sagen.

Doch manchmal springt der drittreichste Mann der Welt über seinen Schatten. Etwa im September 2008, als er fünf Mrd. Dollar (3,8 Mrd. Euro) in Goldman Sachs investierte, „um ein Signal an die Märkte zu senden“. Oder vergangenen Monat: Da streckte das „Orakel aus Omaha“ seine Fühler erneut in Richtung Wall Street aus. Per Telefon versuchte er, Banker und Fondsmanager zu überzeugen, zumindest die Hälfte ihres Vermögens zu verschenken.

Von Hilton bis Bloomberg

Mittwochabend präsentierte Warren Buffett gemeinsam mit Microsoft-Gründer Bill Gates, der ihn bei der Aktion unterstützt, das bemerkenswerte Ergebnis: 40 der reichsten Amerikaner haben sich bereit erklärt, das „Gelöbnis des Gebens“ zu unterzeichnen. Unter ihnen finden sich bekannte Gesichter wie der Hotel-Mogul Barron Hilton oder New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg. Aber auch Peter Peterson sowie David Rubenstein, die Mitbegründer der Finanzinvestoren Blackstone beziehungsweise Carlyle Group, sind dem exklusiven Klub beigetreten.

Bekanntester Abwesender ist George Soros. Der Großinvestor betreibt allerdings bereits seit Jahren eine eigene Wohltätigkeitsorganisation. Auch ist unklar, ob er bereits kontaktiert wurde. Buffett und Gates betonen, erst am Beginn ihrer Bemühungen zu stehen. Bislang haben die beiden reichsten Amerikaner 70 Milliardäre gefragt, einen Großteil ihres Vermögens zu verschenken. Insgesamt leben in den USA laut Magazin „Forbes“ 403 Milliardäre, so viele wie in keinem anderen Land. Die meisten von ihnen können schon bald mit einem Anruf von Buffett oder Gates rechnen.

Die Voraussetzungen, um in den Klub aufgenommen zu werden, sind einfach. Man muss mehr als eine Mrd. Dollar besitzen und sich verpflichten, mindestens die Hälfte davon entweder vor dem Tod oder per Testament wohltätigen Organisationen zu überlassen. Buffett selbst hat versichert, zwei Drittel seines aktuellen Vermögens von 47 Mrd. Dollar der Wohltätigkeitsorganisation von Bill Gates zukommen zu lassen.

Dessen Privatstiftung mit 800 Mitarbeitern hat das weitläufige Ziel „Entwicklungshilfe“ ausgegeben. Auch Gates selbst hat sich ein ambitioniertes Ziel gesteckt. Bis zu seinem Tod will er nur noch 30 Mio. Dollar – zehn für jedes seiner drei Kinder – besitzen. Der Rest soll in die Stiftung fließen.

Keine juristische Verpflichtung

Doch nicht alle sind von den Intentionen der Milliardäre überzeugt. Mit dem „Gelöbnis des Gebens“ gehen die Spender keine juristische Verpflichtung ein. „Es geht darum, ein Zeichen zu setzen. Ich bin sicher, dass keiner schummeln wird“, glaubt Buffett. Manche Spender sind in die Offensive gegangen und legen Belege von eigens gegründeten Stiftungen vor. Das dort deponierte Kapital sei für wohltätige Zwecke bestimmt, versicherte beispielsweise Larry Ellison, Chef der Softwarefirma Oracle.

Insgesamt haben die Amerikaner im Vorjahr laut der Organisation „Giving USA“ 304 Mrd. Dollar gespendet. Ein Vergleichswert für Europa ist schwer zu eruieren, weil viele Europäer ihre Spenden nicht publik machen. Die von Buffett ins Leben gerufene Liste könnte jedenfalls schon bald um Ausländer erweitert werden. In den kommenden Monaten will sich der Amerikaner mit zahlreichen chinesischen und indischen Milliardären treffen. Auch sie sollen das Gelöbnis unterzeichnen.

AUF EINEN BLICK

Eine Auswahl der Milliardäre, die einen Großteil ihres Vermögens spenden wollen: Warren Buffett, Großinvestor; Bill Gates, Microsoft-Gründer; George Lucas, Regisseur; Peter Peterson, Finanzinvestor; Barron Hilton, Hotelbesitzer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2010)

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