Salzburger Festspiele

Juan Diego Flórez in Salzburg: Meistersinger in Geberlaune

Juan Diego Flórez.
Juan Diego Flórez.(c) SF/Marco Borrelli
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Der peruanische Tenor verstärkt seine Ausflüge ins dramatischere Fach zu Bellini, Verdi und Puccini, glänzte aber wie eh und je als Tonio.

Wann hat zuletzt ein Tenor „Ah! mes amis quel jour de fête!“ und „Nessun dorma“ unmittelbar hintereinander gesungen? Die vergnügt schunkelnde, aber gefürchtete Arie des Tonio aus Donizettis „La fille du régiment“ mit ihren neun hohen Cs, die mit präzisen Sprüngen aus der unteren Oktave zu treffen sind – und Puccinis zwar schmachtende, aber doch heldische Kalaf-Arie aus „Turandot“ mit ihren breit strömenden Rubato-Kantilenen, die sich am Schluss in fulminanter Klangfülle zu einem hohen H aufschwingen? Eigentlich ist das ja nur eine kurze Übergangsnote, aber jeder will sie möglichst lang aushalten, weil er sonst gegen alle seine Vorgänger abstinken und das Publikum glauben würde, er könnte es nicht. Juan Diego Flórez konnte. Auf engstem Raum brachte er die beiden völlig verschiedenen Stimmfächer zusammen – und räumte bei dieser letzten von fünf Zugaben nochmals ab.

Natürlich hat er den Kalaf gar nicht im Repertoire, auch wenn er sich in den letzten Jahren dem dramatischeren Fach zugewendet hat. Aber dass er die lächelnde Sicherheit in der Höhe deshalb keineswegs verloren hat, bewies er mit dem Tonio – und erntete dort wie da Jubelstürme. Flórez war überhaupt in charmanter Geberlaune an diesem wunderbaren „Canto lirico“-Abend der Festspiele, und Vincenzo Scalera am Klavier nicht minder: Dieser Inbegriff des aufmerksam lauschenden und instinktiv vorausahnenden Partners beherrscht den fliegenden Wechsel zwischen Führen und Folgen souverän – und streute zwischen Lieder und Arien auch vollendete pianistische Solonummern ein, Bearbeitungen von Mendelssohn, Bellini, Verdi oder Massenet, die in seiner Interpretation keine Sekunde lang den Gedanke an Pausenfüller aufkommen ließen. Die Stimme ist fester, kerniger geworden, und auch wenn nun mehr Krafteinsatz dahinter vernehmbar ist, hat sie nicht an Silberschmelz eingebüßt – und schon gar nicht an jenen Vortragsnuancen wie zum Beispiel Diminuendi auf Schlusstönen, die geradezu magische Wirkung ausüben können.

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