Hitze und Smog: Sterberate in Moskau stark gestiegen

Dicke Luft in Moskau: Der Smog wird immer dichter
Dicke Luft in Moskau: Der Smog wird immer dichter(c) AP (Misha Japaridze)
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Der Smog in Moskau wird immer dichter, die Sichtweite beträgt nur wenige Meter. Die russische Führung schätzt die Lage weiter als "katastrophal" ein, es lodern weiterhin mehr als 500 Brände.

Russland will seine Kräfte im Kampf gegen die landesweit tobenden Wald- und Torfbrände noch einmal weiter verstärken. Bis Montag will Ministerpräsident Wladimir Putin einen Plan für die bessere technische Ausstattung der Feuerwehren und einen intensiveren Brandschutz vorlegen. Das berichtete die russische Regierungszeitung "Rossijskaja Gaseta" am Freitag.

Unter anderem soll der zusätzliche Einsatz von Löschflugzeugen sowie die Bewachung besonders gefährlicher Objekte festgelegt werden, sagt Putin nach Angaben der Zeitung. Dem Bericht zufolge schätzt die russische Führung die Lage weiter als "katastrophal" ein.

Sichtweite nur wenige Meter

Nach Behördenangaben lodern weiterhin etwa 500 Brände. Bisher kamen mindestens 52 Menschen in den Flammen ums Leben, bis zu 2000 Wohnhäuser wurden zerstört. Der Smog in Moskau wird immer dichter, stellenweise beträgt die Sichtweite nur wenige Meter. Auf dem Flughafen Domodedowo mussten mindestens 15 Flüge umgeleitet werden. Auch Abflüge verzögerten sich. Die Messungen für Luftschadstoffe wie Kohlenmonoxid lagen in der Hauptstadt viermal so hoch wie üblich, es war damit die stärkste bisher verzeichnete Luftverschmutzung in Moskau.

Sterberate dramatisch gestiegen

Wegen der weiter andauernden Jahrhunderthitze und des Rauchs von den Torfbränden im Moskauer Umland erhöhte sich die Sterberate dramatisch. Nach Angaben des Moskauer Standesamtes stieg die Zahl der Toten im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat um etwa 50 Prozent auf 14.340. Ein Ende der Dürre und sengend heißen Temperaturen, die vielerorts um die 40 Grad Celsius lagen, ist nicht in Sicht.

Laut Harald Stranzl vom Außenamt sind der Botschaft in Moskau rund 500 Auslandsösterreicher bekannt, die sich in Russland aufhalten. "Wir haben derzeit keine Informationen, dass sich unter diesen Auslandsösterreichern jemand in unmittelbarer Gefahr befindet oder bereits zu Schaden gekommen ist", sagte Stranzl.

Bedenklich scheint inzwischen die Lage in den vom Unfall im Atomkraftwerk Tschernobyl verseuchten Region zu sein. Die verheerenden Waldbrände drohen zunehmend, radioaktive Stoffe freizusetzen. Am Vortag hatte Zivilschutzminister Sergej Schoigu davor gewarnt, dass die Brände radioaktiv verseuchten Boden im Gebiet von Brjansk aufwirbeln könnten.



Die Region ist seit der Katastrophe im Jahr 1986 besonders stark von Radioaktivität betroffen. Schoigu sagte, dass durch die Flammen Partikel in die Luft und so in andere Regionen gelangen könnten. "Bei uns arbeiten einige Labors, und wir kontrollieren die Situation im Gebiet von Brjansk sehr genau - besonders im Süden im Kreis Nowosykowsk, der bei der Tschernobyl-Katastrophe besonders stark verseucht worden war", hatte Schoigu gesagt. Neue Angaben machte die Regierung zunächst nicht.

Im Moskauer Umland waren Soldaten weiter damit beschäftigt, ein Übergreifen der Flammen auf Munitionsdepots zu verhindern. Sie brachten Raketen und Artillerie in Sicherheit. Für Russlands Atomwaffen stellten die Waldbrände nach Militärangaben keine Gefahr dar. Die atomaren Raketen und Startanlagen seien so konstruiert, dass sie gegen Blitzschlag, Kurzschluss und Brände gesichert seien, sagte der Sprecher der russischen Raketentruppen, Wadim Kowal. Auch der russische Atomkonzern Rosatom gab an, dass für die zivilen Anlagen wie Kernkraftwerke keine Gefahr durch die Feuersbrunst bestehe.

(Ag.)

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