Erdbeobachtung

Europas Augen im All erforschen den Klimawandel

Die Sentinel-Satelliten beobachten mit verschiedensten Instrumenten die Erd- und Meeresoberfläche.
Die Sentinel-Satelliten beobachten mit verschiedensten Instrumenten die Erd- und Meeresoberfläche.(c) DLR
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Das europäische Copernicus-Programm ist das weltgrößte System zur Umweltüberwachung. Im Kampf gegen die Klimakrise nimmt es eine Schlüsselrolle ein.

Ob beim täglichen Navigieren durch den Straßenverkehr, beim Blick auf die Wettervorhersage oder bei einer Geldüberweisung auf der Bank – der Alltag in einer modernen Gesellschaft würde ohne die Begleiter aus dem All kaum funktionieren. Rund 1700 aktive Satelliten kreisen derzeit um den Planeten und versorgen uns mit Dienstleistungen aller Art. Ein Drittel davon ist der Erdbeobachtung gewidmet, mit immer präziseren Instrumenten analysieren sie die Erdoberfläche, die Weltmeere und die Atmosphäre.

Großes Arsenal an Messstationen

Darunter befinden sich auch die Satelliten des europäischen Copernicus-Programms, des größten Erdbeobachtungsprogramms der Welt, betont die österreichische Astrobiologin Pascale Ehrenfreund, die bis vor wenigen Tagen das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) leitete und nun an der US-amerikanischen George Washington University lehrt. Im Rahmen der Technologiegespräche des Forum Alpbach diskutierte sie über die Rolle der Erdbeobachtung im Kampf gegen den Klimawandel. „Es gibt eigentlich keine alternative Methode, wenn wir Veränderungsprozesse im Klima verstehen wollen, als die Fernerkundung“, sagt Ehrenfreund.

Kernstück des Copernicus-Programms sind die Sentinel-Satelliten: Sie tasten die Erde in unterschiedlichsten Bereichen des elektromagnetischen Spektrums ab. Manche sind etwa mit Radarsensoren bestückt, die unabhängig von Wetterverhältnissen und Tageszeiten die Erd- und Meeresoberfläche darstellen können. Andere geben im optischen und Nahinfrarot-Bereich unter anderem Auskunft über die Verteilung von Land, Wasser und Vegetation, wieder andere liefern Daten zum Chlorophyllgehalt von Pflanzen, der Meerestemperatur, der Atmosphärenzusammensetzung oder der Topografie des Bodens. „Zusätzlich fließen noch eine Menge weiterer Daten aus nationalen Satelliten ein, ebenso wie von Luftqualitätsmessungen, von Bojen im Ozean oder bodengebundenen Analysen. Diese bringt man zusammen und hat dadurch ein relativ komplettes System, mit dem man viele Parameter messen kann“, ergänzt Ehrenfreund.

Die gewaltige Menge an Daten des Copernicus-Programms ist frei zugänglich, weltweit nutzen sie Wissenschaftler, Behörden, NGOs und Hilfsorganisationen für ihre Arbeit. Durch Langzeitbeobachtung und die Erstellung von Zeitreihen lassen sich etwa wichtige Prognosen für die Entwicklung der Waldflächen oder die Besiedelung von Städten treffen. „Das DLR hat mithilfe des Copernicus-Programms eine globale Karte der Waldbedeckung erstellt sowie die weltweite Besiedelung nachvollziehen können.“ Dadurch könne man sehen, wie sich die Städte in den vergangenen 30 Jahren entwickelt haben und wie sie wachsen, vor allem in den „Endless Cities“ in Asien ließe sich das gut beobachten. „Und damit kann man Voraussagen treffen, wie sie sich weiterentwickeln werden.

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