Hygiene

Wenn Kühltürme Bakterien in die Luft blasen

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Epidemien, die über das Wasser verbreitet werden, gibt es nicht nur in fernen Ländern. Österreichische Forschende sichern die Qualität unseres Wassers auch an oft unbedachten Stellen.

Wasser ist eine wertvolle Ressource. Das gilt nicht nur für Regionen, die von Wasserknappheit betroffen sind, sondern auch für Österreich, das sich seines reichlichen Wasservorkommens mit hoher Qualität rühmt. Bei den Alpbacher Technologiegesprächen kamen bei der Podiumsdiskussion „Wasser, der Ursprung des Lebens“, gefördert von Niederösterreichs Wirtschaftsagentur Ecoplus, heimische Wasserforscher zusammen, um auch eher unbeachtete gesellschaftliche und ökologische Themen rund ums Wasser anzusprechen.

„Unser Institut forscht zur Qualität des Trink- und Badewassers, aber auch an Wasser, das in Gesundheitseinrichtungen verwendet wird“, erklärt Regina Sommer, die an der Med-Uni Wien die Abteilung für Wasserhygiene leitet. Vielen ist nicht bewusst, welche Wassermengen in Spitälern und Therapieeinrichtungen benötigt werden. „Für die Behandlung jedes Hämodialyse-Patienten sind pro Jahr 30.000 bis 50.000 Liter Wasser erforderlich“, sagt Sommer, deren Team über 20 Dialysestationen betreut und an der Erstellung von wasserhygienischen Richtlinien und gesetzlichen Vorgaben mitarbeitet.

Auch bei technischen Einrichtungen spielt die Wasserqualität eine große Rolle, etwa bei offenen Kühltürmen, die Teil der Klimatisierung von Krankenhäusern, Industrieanlagen und Rechenzentren sind. Gebäude und die darin befindlichen Geräte müssen nicht erst seit der Klimaerwärmung gekühlt werden: „Das sind Vorrichtungen, in die Wasser aus dem Kühlungssystem meist auf ein Dach gepumpt wird, wo es verrieselt wird und dadurch abkühlt“, erklärt Sommer. Dabei entstehen jedoch feine Aerosole, durch die Mikroorganismen aus dem Kühlwasser weit in die Umgebung getragen werden können. „Legionellen sind Bakterien, die in jedem natürlichen Wasser vorkommen, sich aber im Wasser von technischen Anlagen vermehren und zu Lungeninfektionen beim Menschen führen können, wenn sie eingeatmet werden“, weiß Sommer. Besondere Aufmerksamkeit ist dem Betrieb von Warm- und Kaltwassersystemen in großen Gebäuden wie Hotels oder Spitälern zu schenken, bei Letzteren kann es über das Leitungswasser zu „nosokomialen“ Infektionen kommen, also Infektionen, die man sich im Krankenhaus zuzieht.

Trinken ja, einatmen nein

Legionellenhaltiges Wasser kann man zwar ohne Probleme trinken, doch beim Einatmen der Aerosole können Lungenentzündungen folgen. Aufgrund fachlicher Erkenntnisse und gezielter Kontrollen ist die Zahl der Infektionen durch Legionellen in Krankenhäusern erfreulicherweise gesunken, berichtet Sommer, jedoch kommt es weltweit immer wieder zu Epidemien rund um diese Kühltürme, wenn Passanten oder Anrainer die Aerosole einatmen.

Das Team um Sommer erforscht, wie Wasser auch dann umwelt- und gesundheitsfreundlich bleibt, wenn sich Krankheitserreger darin vermehren. „Wir setzen bei der Wasserdesinfektion auf ultraviolette Strahlung, die im Gegensatz zu Chlor keinen Geruch und keinen Geschmack verursacht und auch gegen widerstandsfähige Krankheitserreger wirkt.“ Bisher dienen hauptsächlich Niederdruckdampflampen als UV-Strahlungsquelle, die jedoch Quecksilber enthalten. „Für mehr Umweltverträglichkeit forschen wir an Leuchtdioden (LED), die UV-Strahlung emittieren“, sagt Sommer. Die heutigen ersten Entwicklungen reichen bereits zur Wasserdesinfektion von einzelnen Auslässen, also etwa für den Küchenwasserhahn. Doch die Forscher hoffen auf technische Entwicklungen, die UV-LED auch in großem Maßstab anwendbar machen, etwa zur Wasserdesinfektion einer ganzen Stadt.

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