Mein Samstag

Das Klassen-ABC

Die großen Ferien machen also schon einen kleinen Schwenk Richtung Zielgerade und jetzt, da das Kind ins Gymnasium kommt, ist die Frage, in welche Klasse es gehen wird, eine nicht ganz unwesentliche.

Meist wird man ja recht willkürlich in die 1a, 1b, 1c oder 1d gewürfelt – und doch prägt diese kleine Entscheidung so vieles: Welche Freundschaften man schließt – und welche man geschlossen hätte, wäre man in die Parallelklasse gelost worden. Welche Lehrer einen prägen (oder eben nicht, weil sie nur die Nebenklasse unterrichten), welche unguten Mitschüler man wiederum dankenswerterweise versäumt, weil sie einer anderen Klasse zugeteilt wurden ... schicksalshaft, geradezu.

Aber bevor wir zu philosophisch werden: Egal, in welcher Klasse man landet, das Zusammengehörigkeitsgefühl ist meist schnell ein großes. In der Volksschule war ich überzeugtes 1a-Kind. Sicher, die Kinder aus der 1b und 1c haben uns „A wie Affen“ genannt, aber wir wussten natürlich, dass das A für die „Allerbesten“ steht. (Die 1a-Fixierung hat genau vier Jahre angehalten, ehe ich in der AHS in die 1b kam.) Der Forderung des Bildungsministers, dass sich die Klassen coronaviruspräventiv möglichst nicht durchmischen mögen, sind wir in unserem 1a-1b-1c-Denken seinerzeit ungefragt nachgekommen. Dass zwei meiner heute besten Freundinnen, mit denen ich mich erst später angefreundet habe, damals tatsächlich in meine Volksschul-Parallelklassen 1b und 1c gegangen sind, zeigt, dass dieses kindliche – Achtung, billiger Wortwitz – Klassendenken vielleicht doch ein klein wenig engstirnig war.

Und uns irgendwie doch bleibt. Den Arbeitskollegen der eigenen Abteilung fühlt man sich mehr verbunden als den übrigen. Bei diversen Feiern steht man zuerst meist mit jenen Menschen herum, mit denen man Klassenzimmer, Hörsaal oder Büro teilt. Was sich übrigens auch nie ändert: Das neue Jahr beginnt auch als Erwachsener gefühlt nicht am 1. Jänner, sondern nach dem Sommer, wenn die Schule losgeht, finden Sie nicht auch? So gesehen gehen wir ein Leben lang in die Schule. In diesem Sinne: Genießen Sie den Rest der Ferien!

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

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