Motor

Braucht die Welt noch ein weiteres Hypercar?

Ringen um Manieren: Der AMG ONE hat es immerhin schon auf die Teststrecke geschafft – dem Zeitplan weit hinterher.
Ringen um Manieren: Der AMG ONE hat es immerhin schon auf die Teststrecke geschafft – dem Zeitplan weit hinterher.Werk/ Daimler AG
  • Drucken

Bei Aston Martin und Mercedes-AMG ist man davon überzeugt – aber auch schwer im Rückstand. Hat man zu viel gewollt und gibt es für all das noch genügend Käufer?

Porsche 959, Ferrari F40, McLaren F1 – die Posterhelden aus den Bubenzimmern der Neunziger sind super, aber mittlerweile muss es schon hyper sein. Bugatti fuhr erstmals mit dem Begriff des Hypercar auf, als Richtwerte mögen Leistung und Preis dienen: nicht unter 1000 PS, nicht unter drei Mio. Euro. Doch was in handverlesenen Stückzahlen als Paukenschlag für ein automobiles Jahrzehnt gedacht war, gerät zum inflationären Spektakel.

Halten wir fest, was momentan in Bau oder Entwicklung befindlich ist: Nach den 250 Exemplaren des Veyron arbeitet sich Bugatti durch die Auflage von 500 Stück des Nachfolger Chiron, plus ein paar „One-offs“, Derivate in Einzelfertigung. Bei McLaren sollen mindestens 100 Stück des Speedtail entstehen, bei Aston Martin sollen es mindestens 150 Walküren werden – der über 1000 PS starke Extremsportwagen Valkyrie entsteht in Zusammenarbeit mit dem Red-Bull-Rennstall. AMG-Mercedes möchte 275 Exemplare des ONE mit Formel-1-Technik an die Startlinie rollen, und nun hat sich noch Konstrukteurslegende Gordon Murray ins Feld gemischt: Der erste von 100 seines „Type 50“ soll Anfang 2022 ausgeliefert werden.

Keins der genannten Fahrzeuge wird unter drei Mio. Euro (ohne Steuern) zu haben sein. Die Frage ist, ob es wirklich alle in die Produktion schaffen. Viel Verspätung weist nicht nur das Valkyrie-Projekt auf, auch die Mercedes-Tochter AMG kämpft mit den Tücken des Objekts: ausufernde Kosten und technische Probleme. Was in der Euphorie des Formel-1-WM-Titels 2016 beschlossen wurde, scheitert bislang an der Umsetzung: einem Formel-1-Antriebsstrang, wie er Nico Rosberg den Titel brachte, Manieren für den Alltag beizubringen – Kaltstart ohne eigenen Mechaniker, eine Leerlaufdrehzahl, die nicht bei 5000 Touren liegt.

Nicht ausgeschlossen, dass Daimler – nach Gewinneinbruch und Milliardenstrafen wegen Dieselbetrugs ohnehin im Krisenmodus – das überambitionierte Projekt zusammenstreicht. Auch Aston Martin ist angeschlagen, es liegt allein an Red Bull, die Valkyrie zu finanzieren. Geld ist mit keinem dieser Autos zu verdienen.

Vorbestellungen gäbe es reichlich, heißt es, aber darunter sind viele Spekulanten, die allein auf schnelle Wertsteigerung setzen. Bleibt die aus, bleibt man auf den edlen Fuhren sitzen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.