Wien

Von Cevapi und Turbofolk in Ottakring

Wein, Trüffel und Speck: Im Gourmet Croatia auf Höhe der Hausnummer 21 gibt es kroatische Feinkost.
Wein, Trüffel und Speck: Im Gourmet Croatia auf Höhe der Hausnummer 21 gibt es kroatische Feinkost.Akos Burg
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Wer den Urlaub heuer in Wien verbringt, kann auch dort sein Fernweh lindern – zumindest ein bisschen. Auf der »Balkanstraße« in Ottakring gibt es etwa überraschend viel von dem, was man am Urlaub in Kroatien gerade vermisst.

Der Sommerurlaub an der Adria hat heuer einen bitteren Beigeschmack. Mittlerweile gilt eine Reisewarnung für Kroatien, und die neue Einreiseverordnung in Österreich sorgte für riesige Staus an der Grenze zu Slowenien. In Zeiten von Corona bleiben viele deshalb lieber zu Hause oder flüchten in die Berge.

Aber auch in Wien lässt sich aufkommendes Fernweh lindern – zumindest ein bisschen. Wer den Balkan-Urlaub gar schmerzlich vermisst, könnte einen Abstecher in die Ottakringer Straße machen, die an der Grenze zwischen Ottakring und Hernals gelegen ist. Dort findet sich eine Vielzahl an Lokalen, die sich der Küche und Kultur des Balkans gewidmet haben.

Die Balkanstraße. Zugegeben: Meerwasser und Küstenluft gibt es in Ottakring nicht, dafür aber auch keinen Stau auf der Autobahn. Und freilich, durch das Küstendorf der Wahl führt meist keine viel befahrene Straße, wie die Ottakringer Straße eine ist – aber der aufgeheizte Asphalt sorgt an heißen Tagen dafür locker für südliche Temperaturen.

Ansonsten findet man auf der „Balkanstraße“, wie das Stück der Ottakringer Straße von der Ottakringer Brauerei bis zum Gürtel gern genannt wird, überraschend viel von dem, das man am Urlaub in Kroatien gerade vermisst. In den Lokalen wird man auf Serbokroatisch begrüßt und kann dem Klang der Sprache lauschen – oder gar selbst ein paar Worte lernen. Im Radio laufen Balkan-Schlager, die von verflossener Liebe und Heimweh erzählen. Und die Cevapi vom Grill schmecken fast so gut wie im Urlaub.

„Nichts gegen Zagreb, Split oder Dubrovnik, aber die schönste Stadt Kroatiens ist immer noch Wien“, schrieb etwa die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vor zwei Jahren während der Fußball-WM. Und dem einstigen Staatskanzler Metternich wird sogar Ausspruch „Der Balkan beginnt am Rennweg“ zugeschrieben. Kaum eine andere europäische Stadt ist so sehr mit der Balkanregion verbunden wie Wien – was wohl auch schlichtweg mit der geografischen Lage zu tun hat.

Vor allem der Zuzug von Gastarbeitern prägte die Stadt in den 1960er-Jahren. In den 1990er-Jahren kamen durch die Balkan-Kriege viele Menschen aus dem ex-jugoslawischen Raum nach Wien – und nach Ottakring. Bis heute haben viele Bewohner des 16. Bezirks Wurzeln in der Balkanregion: laut Zahlen der Stadt Wien mit 8,7 Prozent vor allem in Serbien, drei Prozent in Bosnien und Herzegowina und etwas über zwei Prozent in Kroatien.

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