Gestalterisches Erbe

Vico Magistretti: Eine Design-Legende wird 100

Verewigt. Vico Magistretti und einer seiner Klassiker: „Eclisse“ von Artemide.
Verewigt. Vico Magistretti und einer seiner Klassiker: „Eclisse“ von Artemide.beigestellt
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Zurück in die Ewigkeit. 100 Jahre wäre Vico Magistretti heuer geworden. Das feiern vor allem die Designhersteller.

Es gibt Gelegenheiten, die kann man als Designhersteller einfach nicht auslassen: Runde Jubiläen gehören dazu. Vor allem, wenn sie Menschen aus jener Kategorie feiern, die man gern mit „Legende“, „Großmeister“ oder „Übervater“ überschreibt. Von dieser Sorte hat es im Gestaltungsbereich gar nicht so wenige gegeben, deshalb brennen gefühlt jedes Jahr die Kerzen auf den Geburtstagstorten: Heuer etwa hätte man Vico Magistretti 100 Lichter auf die Torte stellen müssen. So alt wäre er geworden. Berühmt ist er aber dafür geworden, dass etwas nicht so leicht altert: seine Entwürfe nämlich. Die haben sich ästhetisch innerhalb jenes Konzepts verankert, das man so gern mit „zeitlos“ bezeichnet. Aber auch durchaus – pathetischer – „ewig“ nennen könnte. Denn es scheint beinah immer zu funktionieren, egal welches Jahr man gerade schreibt.

Zeitlos. Auch für Cassina war Magistretti aktiv. Hier: das Regal „Nuvola Rossa“.
Zeitlos. Auch für Cassina war Magistretti aktiv. Hier: das Regal „Nuvola Rossa“.beigestellt

Als Architekt und Stadtplaner hat sich Vico Magistretti zunächst maßgeblich in die Gestaltungsgeschichte ein-geschrieben. Besonders in jener italienischen Stadt, die im 20. Jahrhundert vor allem Gestaltungsgeschichte schrieb: Mailand. Seine Entwürfe aus den 1960er-Jahren, in einer Zeit des Wiederaufbaus und der Identitätsfindung, haben Mailand, sein Stadtgewebe und seine Stadtsilhouette mitgeprägt. Büro- und Wohnbauten hat er der Stadt und einem wichtigen Kapitel der Architekturgeschichte hinterlassen. Genau dieses kann man noch im Detail vor Ort durchblättern, wenn man einer Tour im Museo a cielo aperto in Mailand folgt – die beste Ausstellung von Architektur ist noch immer die Realität. Ein Weg führt an 14 der bedeutendsten Gebäude aus der Entwurfshand Magistrettis vorbei, die Vico Magistretti Foundation hat ihn inhaltlich konzipiert (www.vicomagistretti.it). Dort findet man auch den Hinweis auf die Designtour, die eine Runde durch die Showrooms einiger Designhersteller in Mailand macht, die das gestalterische Erbe Magistrettis noch immer pflegen: Nämlich indem sie es produzieren und verkaufen. Dazu gehören Artemide, De Padova, Flou oder Schiffini.

Ikonisch. Magistretti fungierte als Artdirektor für Oluce. Hier: „Atollo“.
Ikonisch. Magistretti fungierte als Artdirektor für Oluce. Hier: „Atollo“. beigestellt

Leuchtgestalt

Aber auch der Leuchtenhersteller Oluce hat sich als Sponsor der Foundation eingereiht. Schließlich war Vico Magistretti in diesem Unternehmen jahrelang der kreative Entscheidungsträger. Eine der ikonischsten Erscheinungen aus der Zeit der gemeinsamen Arbeit wurde etwa das Modell „Atollo“, ein Entwurf aus dem Jahr 1977, den das Unternehmen zum hundertsten Geburtstag natürlich gern noch einmal in die Auslage stellt. Zylinder, Kegel, Halbkreis, mehr brauchte Magistretti nicht aus dem geometrischen Baukasten, um eine ästhetisch unverwüstliche Leuchte zu schaffen. Für den Hersteller Artemide hat Vico Magistretti ebenfalls Entwürfe geliefert, die im Designlexikon genauso ihren Fixplatz haben wie in „ewigen“ Interiorkonzepten. Vor allem der Entwurf von „Eclisse“: Nicht nur durch seine planetare Anmutung, Kugel und Umlaufbahn, sondern durch das genial-mechanische Konzept der Lichtdimmung: Als würde sich der Mond vor die Sonne schieben.

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