Der Feuerwehrmann als Brandstifter

Russland brennt, und Premier Wladimir Putin gibt die Rolle des Helfers in der Not. Dabei hat er den Grundstein für die Misere gelegt.

In der Rolle des Feuerwehrmanns gefällt sich der russische Premier: Mit aufgestrickten Hemdsärmeln und betroffenem Blick begutachtet Wladimir Putin die Brandschäden rund um Moskau. Er schüttelt Hände und beschwichtigt aufgebrachte Bürger mit dem Versprechen, saftige Entschädigungszahlungen für ihre abgebrannten Häuser zu leisten. Gut zwei Millionen Rubel will der Krisenmanager Putin in jenen Regionen verteilen, in denen kaum mehr als verkohlter Boden übrig ist. Und für die Feuerwehr des Landes gibt es noch ein bisschen Taschengeld, damit sie sich schöne, neue Ausrüstung kaufen kann.

Nur: Der Rubel rollt etwas zu spät. Gerade Putin war es, der mit einer Gesetzesänderung im Jahr 2006 aus Russlands riesigen Waldgebieten Niemandsland machte. Mithilfe seiner Reformen im Forstsektor wurde gespart, wo es ging: bei der Forstwache und bei Brandschutzmaßnahmen. All das fällt seither in die Zuständigkeit der Regionalverwaltungen, die damit nicht umgehen können. Schon damals warnten Experten vor den gravierenden strukturellen Mängeln. Dazu kommt der ausgedörrte Torfboden, den seit Ende der Sowjetzeit niemand mehr bearbeitet. Für die derzeitige Hitzewelle kann niemand etwas. Dass sich der Brandstifter Putin nun aber als Helfer in der Not stilisiert und die Verantwortung auf lokale Politiker abschiebt, das sollten ihm seine Landsleute nicht durchgehen lassen. (Bericht: Seite 8)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2010)

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