Vergiftung

Fall Nawalny: Es war Nowitschok

Intensivpatient Nawalny nach der Ankunft in Berlin
Intensivpatient Nawalny nach der Ankunft in Berlin(c) APA/AFP/ODD ANDERSEN (ODD ANDERSEN)
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Der Kreml-Kritiker wurde mit dem gleichen Nervenkampfstoff vergiftet wie Sergej Skripal. Die deutsche Regierung schaltet wegen dieser „bestürzenden Informationen“ nun EU und Nato ein.

Berlin/Moskau. Mittwochmittag beraten sich die wichtigsten Köpfe der deutschen Politik. Die Kanzlerin. Der Vizekanzler. Der Außenminister. Die Verteidigungsministerin. Der Innenminister. Der Kanzleramtschef. In der Krisensitzung geht es um den berühmtesten Patienten Berlins, Alexej Nawalny, und um den Grund dafür, warum die Leitfigur der russischen Opposition in der Charité-Klinik maschinell beamtet werden muss.
Schon bisher gingen Ärzte von einer Vergiftung aus. Aber nun gibt es Gewissheit. Nawalny wurde „in Russland Opfer eines Angriffs mit einem chemischen Nervenkampfstoff" aus der Nowitschok-Gruppe. Das hat ein Speziallabor der Bundeswehr nachgewiesen - und zwar „zweifelsfrei“.

Angela Merkel (CDU) macht den Fall am frühen Abend für alle sichtbar zur Chefsache. Sie tritt vor die Presse. „Nawalny sollte zum Schweigen gebracht werden“, erklärt die Kanzlerin.  Sie spricht von „bestürzenden Informationen“ und sie insistiert, dass Moskau sich nun zu dem Vorfall äußern soll: „Es stellen sich ganz schwerwiegende Fragen, die nur die russische Regierung beantworten kann und muss.“ Schon davor war der russische Botschafter ins Auswärtige Amt zitiert worden. Der Hausherr dort, Außenminister Heiko Maas, erklärte: „Wir verurteilen diesen Angriff auf das Allerschärfste.“ Die deutsche Regierung kündigte an, EU und Nato einzuschalten. Mit den Partnern dort soll „im Licht der russischen Einlassung über eine angemessene Reaktion“ auf den Giftanschlag beraten werden. Also wohl auch über mögliche Strafmaßnahmen.

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