Slowakei

Mordfall Kuciak - Geschäftsmann überraschend freigesprochen

Gedenken an den ermordeten Journalisten Kuciak
Gedenken an den ermordeten Journalisten KuciakAPA/AFP/VLADIMIR SIMICEK
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Der Enthüllungsjournalist Jan Kuciak war zusammen mit seiner Verlobten Martina Kusnirova 2018 erschossen worden. Das Gericht sieht den mutmaßlichen Auftraggeber Marian K. nun als nicht schuldig an. Die Angehörigen der Opfer sind empört.

Mit Schuldsprüchen für die unmittelbaren Mörder, aber einem überraschenden Freispruch für den vermuteten Drahtzieher hat der slowakische Journalistenprozess am Donnerstag ein umstrittenes Ende gefunden. Der Unternehmer Marian K. wurde zwar des illegalen Waffenbesitzes schuldig gesprochen. Dass er den Mord am Enthüllungsjournalisten Jan Kuciak bestellt und bezahlt habe, wie die Anklage lautete, erachtete das Gericht aber nicht als bewiesen an. Auch der Angeklagten Alena Z. konnte nicht zweifelsfrei bewiesen werden, dass sie in K.s Auftrag den Mord organisiert habe. Die Staatsanwaltschaft kann gegen das Urteil noch Berufung einlegen.

Premier: „Hintermänner wollen entwischen"

In dem Prozess ging es um die Ermordung des Investigativjournalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten Martina Kusnirova am 21. Februar 2018. Die beiden 27-Jährigen wurden in ihrem Haus erschossen. Angeklagt waren der Unternehmer K. als mutmaßlicher Auftraggeber des Mordes sowie Alena Z. als mutmaßliche Organisatorin und ein nun als Mittäter schuldig gesprochener Ex-Polizist. Der Todesschütze und ein weiterer Mittäter hatten bereits zuvor Geständnisse abgelegt.

Die Entscheidung des Strafsenats in Pezinok löste bei den im Gerichtssaal anwesenden Familien der Opfer Schock und Empörung aus. Sie verließen noch vor der Verlesung der Urteilsbegründung den Saal und wollten das Urteil auch später nicht kommentieren. Premierminister Igor Matovic erklärte nach der Urteilsverkündung via Facebook: „Anscheinend wollen die offensichtlichen Hintermänner des Mordes den Fängen der Justiz entwischen. Lasst uns glauben, dass die Gerechtigkeit auf beide warten wird.“

Fall Kuciak löste Massenproteste aus

Der Journalist Kuciak hatte zu Verbindungen zwischen Mafiakreisen
und politischen Eliten des Landes recherchiert und dabei auch über
zwielichtige Geschäfte einflussreicher Oligarchen berichtet. Seine, nach seinem Tod veröffentlichten Enthüllungen führten zu den größten regierungskritischen Massendemonstrationen seit der Wende in der Slowakei 1989 und schließlich zum Rücktritt der damaligen Regierung von Premier Robert Fico.

(APA/dpa/AFP)

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