Expedition Europa

Langsam fahren in Finnland

Traumberuf Polizistin im ostfinnischen Kuopio.

Ich wollte die finnische Provinzpolizistin kennenlernen, die öfters mit starken Auftritten gegen die Ausbeutung von Ausländern auffiel. So legte sie einmal dar, dass es eine Pizza um weniger als sechs Euro nur geben kann, wenn jemand dafür ausgebeutet wird. Ich fuhr ins ostfinnische Kuopio hinauf, in die neuntgrößte am zehntgrößten See gelegene finnische Stadt. Eine Stunde nach Helsinki Ende der Autobahn, nach einer weiteren Stunde Finnische Seenplatte. Alle 40 Kilometer ein Ort, ein friedliches Fahren, die Fahrweise der Finnen kam mir übertrieben langsam vor.

Minna Immonen, Leiterin Wirtschaftskriminalität, führte mich in einen lila zugehängten Konferenzraum. Eine Pappwand mit Löwenkopf-Schwert, blaue Uniform, reizend. Niemand in ihrer Familie war bei der Polizei gewesen, für sie war es „nach 25 Jahren immer noch mein Traumberuf“. Das Interview wurde von einer per Smartphone zugeschalteten Dolmetscherin übersetzt, „das wird tagtäglich so gemacht“. Es darf keine Sprachbarriere geben, Finnland hat Dolmetschdienste für alle arabischen Dialekte und Nepalesisch, „eine Ermittlung kann Hunderte Dolmetschstunden bedeuten“.

Elf finnische Polizeistellen bekämpfen Ausländerausbeutung, „ich bin nicht die Einzige“. Leider haben „viele Ausländer Angst vor der Polizei oder halten sie für korrupt“. Baltische Bauarbeiter „kennen ihre Rechte schon“, „mit West- und Mitteleuropa gibt es keine kulturellen Unterschiede, Menschen aus anderen Kulturen fragen aber, was kostet es, die Angelegenheit zu erledigen“.

Oft geht es um „Schuldverhältnisse“. Besonders in den Branchen Gastronomie und Reinigung zahlen die Leute „dramatische Summen“, um nach Finnland zu kommen, daraus folgt ein „unterwürfiges Verhältnis“. Die Ausbeuter sind „leider“ oft selbst Ausländer. In Kuopio leitete sie soeben den „Nepal-Fall“. Der Besitzer eines Restaurants behielt Löhne in der Höhe von 70.000 Euro ein und überwies einiges nach Nepal. Immonen macht auch „Überwachungsbesuche“ auf den vielen ostfinnischen Erdbeerfeldern. Oft wagen es die Erntehelferinnen nicht, etwas zu sagen, melden sich aber hinterher beim Finanzamt.

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