Treffer

Barbie im Grungefieber

Als in den Neunzigerjahren die Jugend auf einmal in Kleidung umherlief, die große materielle Armut annehmen ließ, wenngleich dieser Umstand nicht vorlag, war die Gesellschaft ratlos: Was sollte dieser „Stil“ aussagen, was wollte die Jugend vermitteln?

Grunge nannte sich jene Mode, die flankiert wurde von dreckig klingender Rockmusik. Doch war diese Strömung nicht die einzige – im krassen Gegensatz dazu traten junge Frauen plötzlich aufgeputzt wie Barbiepuppen auf. Und dieser Jugend – vulgo: Generation MTV – sollten Literatur, Kunst, Kultur nahegebracht werden? Ein heilloses Unterfangen.

Doch ein Mann, Regisseur von Beruf, traute sich dennoch. Er nahm einen alten literarischen Stoff, modernisierte die Rahmenbedingungen, fügte hippe Musik und zwei aufstrebende Superstars hinzu – fertig war das Erfolgsrezept für einen sehr bunten, sehr lauten Kinofilm.

Das Werk, das ja eigentlich das Herzstück des „Treffers“ bildet, handelt von zwei jungen Leuten, die – ähnlich wie die Grunge-Anhänger – keine materiellen Einbußen in ihrem Leben haben, jedoch ihre Lebensumstände beklagen. Sie sind gefangen im goldenen Käfig, können nicht ausbrechen, während alle um sie „nur das Beste“ für sie wollen – was den jungen Leuten jedoch widerstrebt.

Also geraten sie auf Abwege, wie sollte es auch anders sein? Schließlich treffen sie auf ihren jeweiligen Abwegen erstmals unverhofft aufeinander und erkennen im jeweils anderen einen Leidensgenossen. Gemeinsam durchbrennen, so lautet eine ihrer ersten Ideen – aber ob das so einfach ist und auch gut geht?

Sie schlafen eine Nacht darüber, separat freilich, doch am nächsten Tag steht für beide fest: gemeinsam – oder gar nicht. Also werden Vorbereitungen getroffen, und die wenigen, dafür umso inniger Verbündeten der jungen Leute helfen ihnen nach Möglichkeit.
Wurden die beiden vor der Familie des anderen zuvor eindringlich gewarnt, so schlagen sie alle Warnungen in den Wind und zahlen einen hohen Preis. Das Abenteuer endet nicht gut und ist als eine der größten Liebestragödien in die Literaturgeschichte eingegangen – in der modernisierten Version eben untermalt von Pop- und Rockmusik. ■

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