Klimainitiative

Lösungen für die verdrängte Klimakrise

++ ARCHIVBILD ++ VERBUND-VIZE STRUGL FOLGT ANZENGRUBER ANFANG 2021 ALS NEUER CEO
++ ARCHIVBILD ++ VERBUND-VIZE STRUGL FOLGT ANZENGRUBER ANFANG 2021 ALS NEUER CEO(c) APA/ HANS PUNZ
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Die Pandemie habe dem Kampf gegen den Klimawandel nur medial geschadet, sagt Verbund-Vorstand Michael Strugl. Er setzt seine Hoffnungen auf den „grünen“ Wiederaufbau nach Corona und auf den Königsweg Innovation.

Wien. Am Anfang sah es so aus, als wäre die Coronapandemie wenigstens für das Klima ein wahrer Segen. Der erzwungene Stillstand auf den Straßen und in den Fabriken ließ die globalen Treibhausgasemissionen um bis zu 17 Prozent schrumpfen. Doch davon ist heute kaum noch etwas zu spüren. Die weltweiten CO2-Emissionen sind zurück auf „Normalniveau“ – und der Kampf gegen den Klimawandel wird zumindest in den Medien weiter von der Coronapandemie in den Hintergrund gedrängt. Der für heuer geplante globale Klimagipfel wurde ersatzlos gestrichen. Hat die Menschheit bei ihrem Versuch, die Erderwärmung rechtzeitig einzudämmen, also entscheidende Monate verloren?

„Haben genug Zeit verloren“

„Natürlich hat die aktuelle Krise den Klimawandel von der medialen Agenda verdrängt“, sagt der designierte Verbund-Chef Michael Strugl. Bei den politischen Akteuren könne er das aber nicht erkennen. Sowohl die Europäische Union als auch Österreich hätten bereits angekündigt, ihre Wiederaufbau-Programme nach der Corona-Rezession auch in den Dienst des Klimaschutzes stellen zu wollen.

„Ich bin optimistisch, dass uns die Strategie, Investitionen in saubere Technologien zu fördern, dabei helfen kann, schneller aus der Krise zu kommen und gleichzeitig die Umwelt zu schützen.“ Die erhöhte Investitionsprämie für nachhaltige Anschaffungen in Österreich gehe bereits „in die richtige Richtung“. Den nächsten wirklich großen Schub auf nationaler Ebene werde das angekündigte Erneuerbarenausbaugesetz bringen, erwartet der Vorstand des Wasserkraftkonzerns. Allzu viel Zeit sollte sich die türkis-grüne Bundesregierung damit aber nicht mehr lassen. „Wir haben bereits genug Zeit verloren.“ Seien die neuen Rahmenbedingungen für den Ausbau der Erneuerbaren nicht spätestens mit Anfang des kommenden Jahres in Kraft, könne das Ziel, Österreich bis 2030 zum Ökostrom-Selbstversorger zu machen, wohl kaum realisiert werden.

Auch der Verbund selbst rüstet sich für die anstehende Ausbau-Offensive von Wind- und Solarkraftwerken in Österreich. Heute spielen diese sogenannten neuen Erneuerbaren im Konzern keine entscheidende Rolle. In zehn Jahren sollen Sonne und Wind ein Viertel des gesamten Verbundstroms liefern.

Saubere Elektrizität ist die Grundlage dafür, dass auch andere Sektoren wie die Industrie oder der Verkehr ihre Emissionen deutlich verringern können. Auch der bloße Verzicht der Menschen – etwa auf Flugreisen und Fleischkonsum – werde „nicht ausreichen“, um die angestrebten Klimaziele zu erreichen, sagt Michael Strugl. „Wir brauchen vor allem auch innovative Technologien, um die Klimakrise abzuwenden“.

Grüner Wasserstoff

Sein Unternehmen sieht er dabei im Innovationsbereich als Vorreiter. Gerade grüner Wasserstoff aus erneuerbaren Energien biete enormes Potenzial als Ersatz für Wasserstoff aus Erdgas, zur Reduktion von CO2-Emissionen in Industrie und Mobilität sowie als Speichermedium für Wind- und Sonnenstrom. Aktuell arbeitet der Verbund etwa gemeinsam mit dem Linzer Stahlerzeuger Voestalpine an einer emissionsfreien Stahlproduktion auf Basis von grünem Wasserstoff.

In der Industrie werde grüner Wasserstoff als Erstes auch ökonomisch tragfähig sein, erwartet der Verbund-Manager. Aber auch im Verkehrsbereich gebe es gute Anwendungsmöglichkeiten. In Tirol wird etwa die Zillertalbahn ab 2022 bereits im Echtbetrieb mit Wasserstoff fahren. Die notwendigen Voraussetzungen für einen raschen wirtschaftlichen Erfolg der umweltfreundlichen Technologie müsse auch der Gesetzgeber schaffen, so Strugl: Wolle man gegen günstigeren Wasserstoff aus Erdgas bestehen, müsse grüner Wasserstoff bald „gewisse Privilegien“ erhalten.

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