USA

Die Gewalt spielt Trump in die Hände

Demonstranten protestierten vor einer Polizeiwache in Rochester. Daniel Prude war in der Stadt am 23. März nach seiner Verhaftung getötet worden.
Demonstranten protestierten vor einer Polizeiwache in Rochester. Daniel Prude war in der Stadt am 23. März nach seiner Verhaftung getötet worden.APA/AFP/GETTY IMAGES/Michael M.
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In Rochester wurde nach mehr als fünf Monatenein neuer Fall exzessiver Polizeigewalt gegen einen Afroamerikaner publik. Wieder baut sich eine Protestwelle auf. Präsident Trump nützt die Unruhe. Sie lenkt von Corona ab.

New York. Der Afroamerikaner Daniel Prude starb bereits Ende März, die sieben in den Vorfall involvierten Polizisten wurden allerdings erst jetzt suspendiert. Nachdem Prudes Familie ein Video des Einsatzes veröffentlicht hatte. Nicht nur der neueste Fall von Polizeigewalt sorgt in den USA für Aufregung, sondern auch die monatelange Untätigkeit der Behörden. Der Verdacht, dass das Geschehen bewusst hätte totgeschwiegen werden sollen, liegt nahe.

Mehrere Videos der Körperkameras der Beamten zeigen, wie ein sichtlich verwirrter Prude in der Stadt Rochester im Bundesstaat New York nächstens nackt auf der Straße sitzt. Sein Bruder hatte zuvor die Polizei gerufen, aus Sorge, dass sich Prude das Leben nehmen würde. Nachdem der 41-Jährige zu spucken beginnt und behauptet, mit dem Coronavirus infiziert zu sein, stülpen ihm die Beamten einen Sack über den Kopf. Sie drücken ihn zu Boden. Prude wird ohnmächtig, wird reanimiert und stirbt schließlich eine Woche später im Krankenhaus.

Die politischen Verantwortlichen in Rochester konnten zunächst nicht schlüssig erklären, warum die Details des Vorfalls erst jetzt veröffentlicht wurden. Die demokratische Bürgermeisterin, Lovely Warren, selbst Afroamerikanerin und erster weiblicher „Mayor“ des 200.000 Einwohner zählenden Rochester, entschuldigte sich bei Prudes Familie. Der Polizeichef und sie selbst hätten Fehler gemacht, sagte Warren.
Die Episode von Rochester heizt die Stimmung in den USA weiter auf.

Seit dem Tod von George Floyd im Mai gehen Zehntausende Menschen regelmäßig auf die Straße, um gegen Polizeigewalt und Rassismus zu demonstrieren. Dabei kommt es immer wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen. Zuletzt versank die Kleinstadt Kenosha in Wisconsin im Chaos, nachdem ein Polizist dem Afroamerikaner Jacob Blake mehrmals in den Rücken geschossen hatte. Auch in Rochester kam es nach der Veröffentlichung des Prude-Videos zu Demonstrationen.

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