Wattens

Umstrukturierung von Swarovski abgesegnet

300 bis 400 Mitarbeiter hielten eine Mahnwache in Wattens ab. Auf dem Schwarz-Weiß-Bild ist Firmengründer Daniel Swarovski zu sehen (1862–1956).
300 bis 400 Mitarbeiter hielten eine Mahnwache in Wattens ab. Auf dem Schwarz-Weiß-Bild ist Firmengründer Daniel Swarovski zu sehen (1862–1956).APA/MARKUS STEGMAYR
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Es gab ein Bekenntnis zum Standort Wattens in Tirol, der aber bis 2022 auf 3000 Mitarbeiter reduziert wird.
 
 

Wien/Wattens. Es ist zweifellos nicht leicht, eine so große Familie mit unterschiedlichen Zweigen unter einen Hut zu bringen. Am Freitag dürfte es trotz heftiger öffentlicher Debatten im Vorfeld offenbar geglückt sein: Bei der Versammlung der etwa 75 Familienmitglieder in Wattens haben sich „Geschäftsführung, Beirat und die überwiegende Mehrheit der Gesellschafter vollumfänglich und vollinhaltlich“ für den eingeschlagenen Sanierungsweg ausgesprochen, erklärte Swarovski-CEO Robert Buchbauer am Nachmittag in einer Aussendung.

Die Vorbereitungsarbeiten für die geplante Strukturänderung beim Tiroler Kristallkonzern liefen planmäßig weiter, bis zum Jahresende soll diese auf Schiene gebracht werden, hieß es in der schriftlichen Stellungnahme weiter. Erneut bekannten sich Buchbauer und laut seinen Aussagen die Gesellschafterversammlung zum Standort Wattens in Tirol, der aber bis 2022 auf 3000 Mitarbeiter reduziert wird (Anfang des Jahres waren noch 4800 Personen in Wattens beschäftigt): „Unsere Botschaft an alle, die um den Standort Wattens fürchten, ist eindeutig: Wattens verliert weder an Status noch Bedeutung und ist essenziell für den Neustart von Swarovski.“

Die Familiengruppe rund um Paul Swarovski berichtet den Sitzungsverlauf ein wenig anders. Demnach sei die auf der Tagesordnung gestandene „Genehmigung der Einbringung“ des Wattener Betriebs des Geschäftsbereichs Kristall unter das Dach einer Schweizer Holding verhindert worden. Da Einstimmigkeit vonnöten gewesen wäre, sei das Vorhaben der Geschäftsführung mit den Gegenstimmen des Familienstamms Fritz zu Fall gebracht worden. Dies gelte auch für die Ausgliederung von Optik und Tyrolit in die Schweiz, so Paul Swarovski. Die Konzernspitze wollte diese Darstellung nicht kommentieren.

Mahnwache vor Versammlung

Die Aufregung und die Sorge um den Standort Wattens war, wie berichtet, im Vorfeld der heutigen Sitzung groß. Sogar Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hatte sich eingeschaltet und vom Konzern eine Klarstellung gefordert.

Am Freitag hielten etwa 300 bis 400 Mitarbeiter in Wattens eine Mahnwache ab. Sie zogen still und mit Schutzmasken ausgestattet vom Portier der Swarovski-Zentrale über die Swarovski-Straße zum Marie-Swarovski-Haus, wo die Versammlung der Familie stattfand. Auf Plakaten war etwa „Kein Machtpoker auf dem Rücken der Belegschaft“, „Jeder Arbeitsplatz hat ein Gesicht“, „Wir sind Swarovski“ oder „Bitte sagt Nein zum Weggang“ zu lesen. Verschiedene Swarovski-Familienmitglieder suchten den Kontakt mit den Demonstranten, etwa Daniel Swarovski („Super, dass ihr da seid“) oder auch Nadja Swarovski („Wir stehen für Wattens“).

Der Kristallkonzern ist unter anderem wegen der Coronakrise wirtschaftlich in Bedrängnis geraten und richtet sich und seine Geschäftsfelder nun neu aus. (rie/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2020)

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