Die Volkspartei gewinnt auch in früheren Arbeiterbezirken. Jung und konservativ kommt in der Großstadt wieder gut an. Am Beispiel Wien-Meidling. Aber nicht nur.
Wer an Meidling denkt, hat es eilig. Entweder muss man dort umsteigen – in die Schnellbahn, die U6, die U4 oder die Badner Bahn. Oder man braust mit dem Auto über den mehrreihigen Asphalt der Breitenfurter, Altmannsdorfer oder Hetzendorfer Straße mit ihrem Autowerkstatt-Pfandhaus-Susis-Barpanorama. Und kommt dabei nicht auf die Idee, einmal etwas anderes zu tun. Wie: stehen zu bleiben.
Wobei: So stimmt das nicht. Denn die Zahl derer, die nicht bloß stehen bleiben, sondern bleiben, wächst. Vor allem junge Familien zieht es in den mittig gelegenen Bezirk, der nicht so teuer, aber auch nicht mehr ganz billig ist. Kransilhouetten künden von baulicher Betriebsamkeit. Rund um den Meidlinger Markt (mit der kleinsten Konditorei und dem entspanntesten Hund der Stadt) entstehen Penthäuser, auf den Kometgründen wächst ein Wohn-Shopping-Büro-Komplex und die Wildgartensiedlung am Rosenhügel wird über 2000 Menschen Platz bieten.
Aus SPÖ-Familie
Mehrere davon werden künftig die ÖVP wählen, glaubt Ernst Zlabinger. Zlabinger – 61, Poloshirt, graues Haar. Er ist Bezirksparteiobmann in Meidling und ein seltener werdendes Exemplar. Der Beamte stammt aus einer „sozialistischen Familie“, die Mama, sagt er, habe ein Bild von Leopold Gratz (roter Minister, Bürgermeister) am Nachtkastl gehabt. Zur ÖVP bekehrte Zlabinger die Liebe. Zum SPÖ-Hasser wurde er nie: „Ich finde es für Österreich wichtig, dass es die Sozialdemokratie gibt. Unter 20 Prozent sollte sie nicht fallen.“ Seine Lebensgefährtin ist Bürgermeisterin – allerdings im Burgenland.
Um den Bürgermeister geht es der ÖVP in Wien freilich nur in der Theorie. Siegen wird sie trotzdem. Platz zwei in Wien, Platz zwei in Meidling, sich mehr als verdoppeln. Ja, das sei drin, sagt Zlabinger. Und zwar irgendwie auch dank der vielen Bauprojekte. Denn die jungen Familien, die dort einziehen, gehören zur türkisen Zielgruppe. Dass diese automatisch rot wählen, nur weil etwa die Stadt geförderten Wohnbau hinstellt, hat sich ja schon in der Seestadt Aspern als SPÖ-Denkfehler entpuppt.
Es helfe auch, dass die ÖVP im Bezirk mittlerweile selbst so jung sei, sagt Ernst Zlabinger. Wobei: heikles Thema. Habe es doch eine „Phase des Jugendwahns“ gegeben, in der die alten Funktionäre en bloc ersetzt worden sind.