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Die IFA schlägt heuer leise Töne an

Sanfte Jazztöne erwarten die wenigen Besucher der IFA in Berlin.
Sanfte Jazztöne erwarten die wenigen Besucher der IFA in Berlin.REUTERS
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Die Hausmesse in Berlin nimmt nach fünfmonatiger Coronapause eine Vorreiterrolle an. Ein großer Teil wurde ins Netz verlagert. Eine Hybridveranstaltung mit wenig Zukunft.
 
 

Wer die IFA in Berlin kennt, denkt an volle Hallen, Menschengedränge an den Ständen, auf den Gängen, Kirchtagsstimmung im Sommergarten. Die vorgestellten Innovationen sollen Spaß machen, zum Anfassen sein. Denn die IFA (früher Internationale Funkausstellung) ist keine reine Fachbesuchermesse. Normalerweise tummeln sich in den ersten Tagen im September Hunderttausende Besucher in 25 Hallen, um die neuesten Produkte schon vor dem Marktstart ausprobieren zu können. Doch heuer musste die IFA leise Töne anschlagen.

Neben den drei riesigen IFA-Buchstaben vor dem Südeingang begrüßen zwei Musiker die überschaubare Anzahl an Besuchern, die sich im Vorfeld registrieren musste. Trotz Hygienekonzept blieben viele der Messe fern. Auch große Hersteller haben heuer verzichtet. Nur 150 Unternehmen sind vor Ort, von normalerweise 2000. Auch das Angebot der Livestreams auf einer gemeinsamen Plattform haben nicht alle in Anspruch genommen. 1450 Unternehmen präsentieren online ihre neuen Produkte.

Ist die Messezukunft digital? Dabei haben sich die IFA-Verantwortlichen Mühe gegeben, das Angebot so attraktiv wie möglich zu gestalten. Eine Mischung aus Liveprogramm, Onlinepressekonferenzen und der Möglichkeit, sich virtuell zu vernetzen, wurden entwickelt und parat gestellt.

Man kann im IFA Xtended Space mit vorheriger Registrierung gratis virtuelle Stände besuchen. Zum Beispiel Little Cat aus Südkorea, das ein übergroßes Hamsterrad für dicke Katzen entwickelt hat, oder bei Future Candy. Der Hersteller hat 3D-Drucker für individuelle, ausgefallene Schriftzüge aus Schokolade im Angebot, die in Kürze in Hotels zum Einsatz kommen sollen.

Wie die Schokolade schmeckt, wie lang es tatsächlich dauert, ob sich die adipöse Mietzekatze tatsächlich in das Laufrad bugsieren lässt und wie sicher das ist, und ob der neue Riesenfernseher tatsächlich ein noch nie dagewesenes Bild liefert.
Eine Schwachstelle, der sich IFA-Direktor Jens Heithecker bewusst ist: „Virtuelle Veranstaltungen sind sicher hilfreich, aber ihnen fehlt die menschlich emotionale Verbindung.“ Befürchtungen, es könnte die letzte IFA sein, sind damit unbegründet. Außerdem gibt es 2024 ein 100-jähriges Jubiläum zu feiern. Die Zukunft von Messen wie der IFA, dem MWC in Barcelona, der Computex in Taiwan oder der CES in Las Vegas ist nicht in Gefahr.

Die Trends für 2021. Unter normalen Umständen hätten die Besucher aber einiges zu sehen bekommen. Darunter den Turbolader von Oppo. Der chinesische Hersteller hat ein Ladegerät entwickelt, mit dem das Handy in 20 Minuten wieder 100 Prozent Ladung hat. Bei Samsung wäre das neueste Galaxy Z Fold 2 im Mittelpunkt gestanden, während bei Philips der „Heinzelmann“ ein Revival vor großem Publikum gefeiert hätte.

Das Retroradio bekam ein Update mit moderner Audiotechnik. Mit weißer Weste und Künstlicher Intelligenz wollte LG mit seinem „Washtower“ in Berlin auftrumpfen. Der wählt anhand der Füllmenge automatisch das Programm und informiert den Trockner über den Waschvorgang, um die Trommel anzuwärmen. Die Wäsche muss man nur noch selbst umladen. Doch lieber etwas kleiner? Dann hätte LG noch den „Puricare“ im Angebot. Eine Gesichtsmaske mit Luftfiltern und Akku. Noch skurriler wäre es bei Feelbelt zugegangen. Das Start-up macht mit seinem Klanggürtel Musik fühlbar.

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