Kaum ein anderes Architekturprojekt erregt schon vor seiner Errichtung derart die Gemüter: Das Haas-Haus von Hans Hollein im Herzen Wiens.
Augenblicke

Hans Hollein: Kämpfer gegen Langeweile und Mittelmaß

Der Architekt und Visionär Hans Hollein ermittelt in seinen pathetischen Bauten Emotion, Sinnlichkeit, die „Schönheit elementarer Gewalt“. Wie kaum ein anderer erneuert der eigensinnige Meister der Inszenierung die österreichische Architektur.

Die Architektur-Pille. Eine in Zellophan verpackte Kapsel. Vor 53 Jahren von Hans Hollein erfunden. Der Beipackzettel erklärt den Gebrauch der Pille: Nimmt man nur eine davon, bedeutet das den Bau eines Hauses, zwei stehen für ein Wohnviertel und drei für eine Stadt.

Beim wichtigsten Wiener Bau benötigt der weltweit renommierte Architekt Hollein nur eine Pille: Das Haas-Haus. Ein Gebäude als Miniaturstadt. Als Eckhaus der Nation erregt das asymmetrische Gebäude mit Glasfassade, in dem sich der Stephansdom spiegelt, wie kaum ein anderes Architekturprojekt schon vor seiner Errichtung die Gemüter: Man könne am Stephansplatz keine Glasfassade bauen, meinen seine Gegner in Protest- und Unterschriftaktionen.

„In Wien“, sagt der Architektur-Analytiker Friedrich Achleitner, „sind 2000 Jahre präsent. Wer hier baut, hat es mit diesen Jahrtausenden zu tun. Und wer im ersten Bezirk bauen will, hat es außerdem mit dem Bezirksvorsteher zu tun – und das ist zu viel.“ Vor 30 Jahren, nach einer mehr als fünf Jahre dauernden Entwicklung gebaut, gilt das Haas-Haus als erstes größeres modernes Projekt, das im historischen Herzen Wiens verwirklicht wird. Ein verglaster Halbrundbau mit schnittiger Dachkonstruktion und Aussichtsplattform. Bürgermeister Helmut Zilk, kaum sein Büro im Rathaus bezogen, vergibt an Hollein freihändig wie ein Fürst das Traumobjekt vom Stephansplatz schreibt „Der Spiegel“.

Zuvor muss Zilk allerdings erst die Bauordnung abändern. Und vor allem den rigiden Bauparagrafen 85 eliminieren – der besagt, dass sämtliche Neubauten in Stil, Form und Höhe den benachbarten Gebäuden angeglichen werden müssen –, damit die Planung zeitgenössischer Architektur im Altstadtbereich ermöglicht wird. Im Vorwort zum Schutzzonenatlas der Stadt Wien meint Zilk „Wir wollen kein Alt-Wien à la Disneyland ...“

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