Während der Hyperinflation nach dem Ersten Weltkrieg spielten Kinder mit Millionen.
Staatsverschuldung

Wenn Staaten auf Pump leben

Egal, ob Dotcom-Blase, die Finanzkrise und die Eurokrise – gespart wurde nie. Der Schuldenberg der Staaten kennt keine Grenzen. „Nicht so schlimm“, sagen immer mehr Ökonomen. Andere Wissenschaftler schlagen Alarm.

Schulden müssen zurückbezahlt werden. Dazu gilt der Schuldner als „moralisch verpflichtet“. Aber warum überhaupt? Schließlich hofft der Gläubiger auf eine Rendite, also den Zins, und weiß um das Risiko des Kreditausfalls. Warum aber wird primär der Schuldner von uns mit moralischen Nachstellungen bedacht?

Diese Fragen warf David Graeber auf. Sein Buch „Schulden. Die ersten 5000 Jahre“ machte den US-amerikanischen Anthropologen, der an der London School of Economics lehrte, weltberühmt und zu einer Figur der internationalen Linken. Am 2. September starb der sich als Anarchist bezeichnende New Yorker in Venedig im Alter von 59 Jahren. Seine Fragen bleiben. Und es scheint, als würden immer mehr Staaten, Gefallen an seinen Ideen finden.

28,8 Billionen Dollar Schulden

Allein die 34 reichsten Länder der Welt, die zur OECD gehören, türmten 2010 ihre Schulden in Folge der Bankenkrise auf 10,9 Billionen US-Dollar auf. Rekordniedrige Leitzinsen gaben keinen Anlass zum Sparen. Staaten saugten bis 2019 billiges Fremdkapital förmlich auf. Die neue Marke: 11,4 Billionen US-Dollar. Da war Corona noch kein Thema. Bis zum Jahresende sollen die Staatsschulden auf 28,8 Billionen Dollar steigen. Bei Zahlen mit zwölf Nullen wird so manch sparsamen Österreicher schwindlig. Nie wieder dürfen Schulden die Weltwirtschaft destabilisieren, hieß es doch nach der Finanzkrise. Tatsächlich gab es strengere Regeln für Banken und Versicherungen. Nun, elf Jahre später, sind es nicht Bankiers, die Schuldenexzesse betreiben, sondern Finanzminister.

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