WAP

Hype und Kontroverse um neuen Song von Cardi B

(c) Getty Images
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Geschmacklos und obszön finden ihn die einen, von einem Ausdruck weiblicher Selbstbestimmung reden die anderen. Und tausende von Frauen machen es der Rapperin gleich und tanzen im Internet leichtbekleidet zu „WAP“.
 
 

Cardi B sorgt gerne für Schlagzeilen. Aufsehenerregende Auftritte, exzentrische Outfits, markante Einschnitte in ihrer Karriere: Die ehemalige Stripperin im New Yorker Stadtteil Bronx wurde bald zur Social-Media-Ikone und ist heute einer der erfolgreichsten Rapperinnen unserer Zeit. Diverse Charts-Rekorde oder ein Grammy als erste Frau in der Geschichte für das beste Rap-Album, den sie 2019 erhielt, sprechen für sich.

Nun sorgt sie mit ihrem neuen Song für reichlich Gesprächsstoff. Gemeinsam mit Rapperin Megan Thee Stallion hat sie im August ihre Single „WAP“ und das Musikvideo dazu veröffentlicht. Der Name „WAP", ein Akronym für „wet ass pussy“, deutet schon an, worum es im Song geht. Unverblümt sprechen die beiden Rapperinnen darin über sexuelle Vorlieben, Erwartungen und Fantasien.

Meinungen gehen auseinander

Das Echo im Internet ist enorm. Während die einen den Song feiern und von weiblicher Selbstbestimmung reden - auch Frauen sollten über ihre sexuellen Fantasien reden dürfen, außerdem sei Rap längst keine Männerdomäne mehr - stößt es anderen sauer auf. Obszön der Text, nicht jugendfrei das Video.

In den USA wurde das Video gar zum Politikum. Cardi B unterstützt im Wahlkampf offensichtlich die Demokraten und teilt über ihre Social-Media-Kanäle immer wieder gegen Donald Trump aus. Ihren neuen Song nehmen die Republikaner nun zum Anlass, gegen die Demokraten auszuteilen: "Als Christin empfinde ich den Song zutiefst beleidigend und abstoßend“, schreibt etwa die Republikanerin Irene Armendariz-Jackson auf Twitter. „Wir sollten uns nicht selbst degradieren. Ich rate Eltern davon ab, ihre Kinder solche Songs hören zu lassen.“ „Ist das der Feminismus, den sich Mütter für ihre Töchter wünschen?“, fragt der konservative Kommentator Ben Shapiro. Die Welt brauche mehr Melanias und weniger Cardi B's, schreibt die Republikanerin DeAnna Lorraine. Und der Republikaner James P. Bradley würde sich angesichts des Textes am liebsten „die Ohren mit geweihtem Wasser auswaschen.“ Er habe den Song „versehentlich gehört“ und schreibt weiter: „Cardi B und Megan Thee Stallion sind das Ergebnis einer Erziehung ohne Gott und starke Vaterfigur. Junge Mädchen tun mir leid, wenn sie sich diese beiden zum Vorbild nehmen.“ US-Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez von der Demokratischen Partei wiederum meint mit Augenzwinkern, WAP stehe für „Women Against Patriarchy“.

Streaming-Rekord

Aller Kritik zum Trotz verbucht das Video Aufrufe in Millionenhöhe auf Youtube und hat innerhalb kürzester Zeit Platz eins der Billboard-Charts eingenommen. Ein Teil des Ruhms geht wohl auch auf kurze Auftritte von Sängerin Normani, Rosalía oder Rapperin Mulatto zurück. Auch Kylie Jenner ist zu sehen, was wiederum auch für Spott und Kritik in Form von Memes und kreativen Tweets sorgte.

Sie passe nicht dazu, bei den restlichen Darstellerinnen im Video handle es sich immerhin um PoC, um „People of Color“, so etwa die Kritik. Mittlerweile kann sogar eine Petition gegen die Szene mit Kylie Jenner unterschrieben werden.

WAP-Challenge

Darüber hinaus ist eine neue Challenge ins Leben gerufen worden. Die #wapchallenge, bei der Frauen auf der ganzen Welt den Tanzschritten von Cardi B folgen. Inklusive Twerk-Einlage und viel nackter Haut.

Auch aus der queeren Szene kam prompt Antwort in Form eines Videos: Choreografin Nicole Kirkland hat eine Parodie entworfen, die sie von Beauty-Influencer Angel Merino, bekannt als Mac Daddy, realisieren ließ. Tanzende Männer in High Heels - wohl erneut gefundenes Fressen und polarisierender Inhalt für die sozialen Medien.

Auch er darf im Video nicht fehlen: der von Cardi B und Megan Thee Stallion besungene Wischmopp. Auf ihn nahmen auch die Wiener Linien Bezug - denn auch sie ließen es sich nicht nehmen, humoristisch auf das Lied anzuspielen.

(bsch)

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