Das Schloss Schönbrunn liegt im Dornröschenschlaf. So wie der ganze Tourismus in Wien. Wenn die Chinesen nicht nach Wien kommen, muss Kaiserin Sisi eben nach China. Von Gerhard Hofer
Mozart kommt aus der Slowakei und ist verdammt einsam da oben auf seinem goldenen Sockel. Da steht er quasi als lebende Statue, ganz in Gold und kein Schwein kümmert sich um ihn. Normalerweise wird der Pantomime von Hunderten Schloss-Schönbrunn-Besuchern umringt, treibt seine Späßchen mit ihnen, vor allem, wenn sie eine Münze in die goldene Dose werfen. Jetzt ist hier nichts los. Jetzt stehen gerade einmal drei Autobusse auf dem fußballplatzgroßen Areal neben der U4-Station. Jetzt ist Coronazeit. Und nur das Brautpaar dort drüben genießt den gähnend leeren Platz vor dem Schloss. Fotoshooting ohne lästige Touristen. Voriges Jahr war das Schloss samt Park und Tiergarten noch der Besuchermagnet Nummer eins in Wien. Mehr als 4,2 Millionen Touristen waren hier. Und das war natürlich wieder neuer Rekord. So wie alles, was mit Tourismus und Wien zu tun hatte, von einem Rekord zum nächsten jagte. Die Sommerresidenz von Maria Theresia ist vor allem für chinesische Besucher eine Art Drive-in-Shop. ...
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