Landschaftsarchitektur

Wege und andere Ziele

Musterhaft. Ein Wegenetzwerk eines afrikanischen Dorfes. Aus dem Buch „Trails, Tracks & Traces“.
Musterhaft. Ein Wegenetzwerk eines afrikanischen Dorfes. Aus dem Buch „Trails, Tracks & Traces“. Klaus Humpert
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Durch die Landschaft führen die Menschen Kompass, GPS und Instinkt. Und bei Bedarf auch Landschaftsarchitekt sowie andere Gestalter.

Manche Wege muss man erst sichtbar machen. Obwohl sie schon längst da sind. Zu diesem Zweck greifen auch gern die Gestalter ein. Manchmal nur auf den Landkarten, wenn sie Routen und Pfade mit Farbe nachzeichnen. Manchmal intervenieren sie aber auch in der Landschaft selbst. Mit ein paar farbigen Streifen auf Baumrinde und Fels. Oder man färbt gleich den Boden ein. Das ist manchen Fahrradwegen passiert. Obwohl: Der Landschaftsarchitekt vom transdisziplinären Kollektiv Bauchplan, Rupert Halbartschlager, rät zum dosierten Farbgebrauch. Denn: Ist erst einmal alles Farbe, dann kann Farbe auch kein Akzent mehr sein. Trotzdem sind manche Wege gerade wegen ihrer Farbe ikonisch geworden. Siehe die „Yellow Brick Road“ aus dem Buch „Der Zauberer von Oz“. Da wusste Dorothy gleich: Das kann ja nur ins Abenteuer führen. Schurstracks, obwohl er sich windet. Die Wege, die Rupert Halbartschlager und das Büro Bauchplan so in die Landschaft legen, mäandern und gehen auch die gerade Linie. Meist mit etwas konventionelleren Zielen als der Smaragdstadt. Wenn auch die gestalterischen Zugänge ungewöhnlicher sind.

Wanderweg. Bauchplan beließ  den Weg am Jauerling und ­definierte ihn trotzdem neu.
Wanderweg. Bauchplan beließ den Weg am Jauerling und ­definierte ihn trotzdem neu. Bauchplan

Richtungsweisend

Wege sollen nicht nur verbinden, sie sollen, was sie tun, auch deutlich machen. Damit man sich bewusst wird, dass man sich etwa auf dem Alpen-Karpaten-Radkorridor befindet. In der Weitläufigkeit des Wiener Beckens wäre das sonst nicht so klar gewesen. Bauchplan setzte deshalb ein paar Rast- und Sitzskulpturen als Landmarks in die Landschaft. Und schon trat die unsichtbare Fernverbindung aus der Landschaft einen Schritt hervor. Natürlich kann man als Freiraumgestalter die Landschaft ganz beiläufig etwas erzählen lassen – über sich selbst. Wie etwa beim Projekt des „Ostparks“ in Landau. Dort verweisen die Wege auf den geschichtsträchtigen Boden, auf dem sie liegen, nämlich auch auf die Reste einer Vauban-Festung. Und das ganz ohne Winken und Zaunpfähle,
Sonst nimmt das Kollektiv Bauchplan, mit Sitz in München und Wien, die Menschen auch gern an der Hand. In Form des Entwurfs. So dürfen die Fußgeher in Puchheim bei München im Park auch einmal von der Blickroutine abzweigen. Und sich neue Perspektiven auf die Umgebung Schritt für Schritt in die Augenwinkel schieben lassen – wenn sie sich für den Weg des weiten Bogens entscheiden statt für die effiziente Gerade, vom Bahnhof weg ins neue Stadtviertel. „Und tatsächlich nehmen die meisten Menschen lieber den Bogen“, erzählt Halbartschlager. Zumindest ein klitzekleines Abenteuer im Alltag.

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