Den großen Abschied von der Industrie hat Wien bereits hinter sich. Die Metropole schlägt sich als Wirtschaftsstandort beachtlich, träumt aber weiter von der Rückkehr der Fabriken. Gibt es in der stark wachsenden Stadt noch Platz für Unternehmen? Von Matthias Auer
In der Liesinger Perfektastraße ist die Welt der Schlöte, Container und Paletten noch in Ordnung. Hier, wo es schon Industrie gegeben hat, bevor das Gebiet im Süden der Hauptstadt zum jüngsten Wiener Gemeindebezirk geworden ist, sammeln sich auch heute noch viele der verbliebenen Produktionsstätten der Stadt. Traditionsfirmen wie der Aufzughersteller Kone, der Edelmetallverarbeiter Ögussa oder der Industriegaskonzern Linde fertigen hier. Und dennoch ging der wirtschaftliche Strukturwandel der vergangenen 40 Jahre an Liesing nicht spurlos vorbei. Die Vertreibung der Fabriken aus der Stadt hat auch hier Lücken gerissen. Viele Lagerhallen, die bis zu den 1960ern aus dem Boden gestampft wurden, mussten dem Wohnbau weichen oder stehen leer. Was bedeutet der Rückzug des alten Beschäftigungsmotors für eine Stadt, die schneller neue Einwohner gewinnt als Jobs? Den Vergleich mit anderen europäischen Städten muss der Wirtschaftsstandort Wien nicht scheuen. Die Wirtschaftsleistung pro Kopf ist beachtlich, Bildungsstand und Produktivität der Menschen überdurchschnittlich und die Dichte an internationalen Firmenzentralen hoch. „Nur eine klassische Industriestadt war Wien nie“, sagt der Ökonom Peter Mayerhofer vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). ...
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