Architektur

Wie schön ist die Gotik, gepriesen sei Allah!

Kirchtürme, Spitzbögen und Glasfenster: Was wir für Symbole unserer abendländisch-christlichen Kultur halten, ist großteils vom islamischen Morgenland abgekupfert. Das zeigt die Arabistin Diana Darke in einem Buch.

Unergründlich sind die Wege des Herrn, gewunden die der Kunstgeschichte. Im Jahre 1065 stieg der Abt von Monte Cassino von seinem Berg und reiste ans Meer. Im Hafen von Amalfi wollte er kostbare Seide aus Byzanz erwerben – ein ideales Geschenk, um damit den künftigen Kaiser zu bestechen. Erstaunt stellte er vor Ort fest, dass die Amalfitaner die Tore ihres neuen „Duomo“ nicht mit runden, sondern mit spitz zulaufenden Bogen krönten. So etwas ward noch nie gesehen! Die Händler der kleinen Seerepublik hatten die Kunde von dieser Technik aus Kairo mitgebracht. Sofort ließ der Abt von Handwerkern aus dem Orient sein Mutterkloster des Benediktinerordens mit solchen Spitzbögen verzieren.

Ein Gast aus Burgund, der Vorsteher des Klosters von Cluny, kopierte die Idee beim Neubau seiner Kirche, der damals größten der Christenheit. Von der Lichtfülle, die dort durch hohe, zugespitzte Fenster einfiel, fühlte sich ein dritter Abt wie erleuchtet – und errichtete in St. Denis bei Paris das erste Gotteshaus in rein gotischem Stil. Seine Steinmetze aber zogen weiter, um auf einer Insel in der Seine Notre-Dame zu bauen.

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