Die Anführerin der belarussischen Protestbewegung hat ihren Pass zerrissen, um ihre Abschiebung in die Ukraine zu verhindern.
Maria Kolesnikowa hat zu einem extremen Mittel gegriffen, um ihre Abschiebung in die Ukraine zu verhindern. Als Sicherheitskräfte sie über die ukrainische Grenze schicken wollten, zerriss sie ihren Pass. Zur Zeit wird sie an der Grenze festgehalten. Das bestätigte das ukrainische Innenministerium. Am Montag war sie mit zwei Mitgliedern des oppositionellen Koordinationsrats von Swetlana Tichanowskaja verschwunden. Medienberichten zufolge soll Kolesnikowa von maskierten Unbekannten in ein Auto gezerrt worden sein. Der Koordinationsrat sprach von einer Festnahme, das Innenministerium bestritt dies umgehend, auch die Polizei dementierte eine Festnahme.
Dienstagfrüh herrschte noch Verwirrung. Kolesnikowa halte sich in der Ukraine auf, wurde mitgeteilt. Am frühen Morgen habe sie die Grenze gemeinsam mit ihrem Mitarbeiter Iwan Krawzow und ihrem Sprecher Anton Rodnenkow passiert. Eine knappe Stunde später folgte eine andere Version: Berichten zufolge, die sich ebenfalls auf Informationen seitens der Grenzschutzbehörden berufen, soll Kolesnikowa an der Grenze zur Ukraine festgenommen worden sein.
Sie habe in der Nacht versucht, die Grenze zu überqueren. Zwei weiteren Mitgliedern des oppositionellen Koordinierungsrates, die Kolesnikowa begleiteten, sei der Grenzübertritt gelungen. "Kolesnikowa ist derzeit in Gewahrsam", sagte ein Sprecher des Grenzschutzes. Sie habe versucht, die Grenze in einem Auto zu überqueren, berichtete das staatliche weißrussische Fernsehen. Sie sei aus dem Fahrzeug entfernt worden. Ein Vertreter der weißrussischen Grenzposten hatte zuvor erklärt, Kolesnikowa sei an der Grenze gesichtet worden, als sie eine Kontrolle passiert habe.
Fest steht: Kolesnikowa ist seit Montag verschwunden. Der von der weißrussischen Opposition gegründete Koordinierungsrat hatte mitgeteilt, sie sei zusammen mit einem Sprecher und einem Mitarbeiter "von Unbekannten im Zentrum von Minsk entführt" worden. Ihr Verschwinden sowie mehr als 630 Festnahmen bei erneuten Massenprotesten gegen Staatschef Alexander Lukaschenko am Wochenende riefen international Empörung hervor.
EU fordert Aufklärung
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatten am Montag von den weißrussischen Behörden Aufklärung über den Aufenthaltsort der Oppositionellen sowie ihre Freilassung gefordert.
Seit der umstrittenen Präsidentschaftswahl am 9. August demonstrieren die Menschen in Weißrussland gegen den seit 26 Jahren autoritär regierenden Lukaschenko. Sie werfen der Regierung massiven Betrug bei der Wahl vor, die Lukaschenko nach offiziellen Angaben mit 80 Prozent der Stimmen gewonnen hatte. Dabei lassen sie sich auch von der Gewalt der Sicherheitskräfte nicht abschrecken.
(APA/dpa/Reuters/Red.)