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Eine Buchmesse ohne Bücher?

Bücher abgreifen wird man in Frankfurt dieses Jahr nicht.
Bücher abgreifen wird man in Frankfurt dieses Jahr nicht.APA.
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Nun soll die Frankfurter Buchmesse ohne Aussteller stattfinden. Das ist wie ein Champions-League-Spiel ohne Fußball, eine Tennis-Weltmeisterschaft ohne Dominic Thiem.

Wer bisher dachte, leere Fußballstadien und Geister-Hallen bei Tennisturnieren seien etwas Absurdes, sollte sich festhalten: Covid-19 macht vor niemandem Halt, auch nicht vor den Lesern und Leserinnen. Soll nun die Frankfurter Buchmesse ohne Aussteller stattfinden. Eine Buchmesse ohne Bücher also.

Stattdessen werde sich das Programm in der großen Festhalle im Frankfurter Messezentrum auf Live-Veranstaltungen beschränken, teilten die Veranstalter mit. Das Schlendern durch die Reihen der Stände von deutschsprachigen und internationalen Verlagen wird es dieses Jahr nicht geben. Das Sichten der neuen Titel, das Blättern in Büchern auch nicht. Die Vorsicht versteht angesichts der steigenden Covid-19-Fälle und des herbstlichen Termins ab 14. Oktober (und einer neuen Quarantäne-Regelung ab 1. Oktober) jeder. Aber warum findet die Messe überhaupt statt? In dieser Form erinnert sie eher an ein Champions-League-Spiel ohne Fußball und an die US-Open im Tennis ohne Dominic Thiem. Wobei, nein, Autoren werden, so sie wollen und gerade ein neues Werk zu vermarkten haben, schon da sein. In sozialer Distanz auf der Live-Bühne an das ebenfalls sozial-distanzierte Publikum gerichtet. Dafür wird viel mehr ins Netz gestreamt, so können also auch Menschen an den Lesungen teilnehmen, die sonst nie nach Frankfurt kamen.

Die Leser und die Schreibkünstler wird diese Spezialausgabe der Buchmesse vermutlich nicht stören, sie haben einander noch. Nur die Verlage braucht es diesmal nicht. Wenn sich das mal nicht herumspricht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2020)

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