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Schneewittchen, Zwerge und das Gefühl, zu Hause zu sein

Verschwunden und wiedergekehrt. Wiener Donaustadt.
Verschwunden und wiedergekehrt. Wiener Donaustadt.Wolfgang Freitag
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Auf viele kleine, unscheinbare Dinge kommt es an: eine Selbsterfahrung in der Nachbarschaft.

Es geschieht ja nicht alle Tage, dass Schneewittchen verloren geht. Noch dazu samt allen sieben Zwergen. Genau das freilich ist mir heuer widerfahren. Und ich bekenne gern, dass der Verlust mit stillem Weh verbunden war, so seltsam es vielleicht für einen Menschen klingen mag, der der Kindertage schon seit Längerem enträt.

Über Jahre hatte mich besagtes siebenbezwergtes Schneewittchen auf meinen Alltagseinkaufswegen begrüßt, aufgestellt an einem kleinen Siedlungshaus meiner weiteren Nachbarschaft. Und wenn es, wohl zum Schutz vor allzu groben Unbilden der Witterung, im November verschwand, so war der Winter für mich glaubhaft nah, wenn es des Frühlings wiederkehrte, konnte es nicht mehr weit zum Sommer sein.
Dann heuer: nichts von alledem. Gewiss, ein Gewittersturm des vergangenen Jahres hatte die Figuren-Assemblée heftig durcheinandergewirbelt, wie ich eines Tages sehen musste, ja Schneewittchen selbst gestürzt, doch niemand schien ein Leid davongetragen zu haben. Und also blieb ich ratlos, was es zu bedeuten habe, als im vergangenen Frühjahr der Platz frei blieb, an dem ich so verlässlich dem Grimm'schen Märchenpersonal begegnet war. Mochte es doch Schaden genommen haben?

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