Belarus

Die bizarre Entführung der Maria Kolesnikowa

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Sollte die seit Montag verschwundene Ikone der belarussischen Opposition in die Ukraine gebracht werden? Das sagen ihre Anhänger. Sie soll sich widersetzt haben und wurde festgenommen.

„Das ist totaler Schwachsinn, solche Gangstergeschichten glaubt doch keiner“, kommentiert eine Passantin in Grodno am Dienstag in der Früh die Meldung des Staatsfernsehens „Belarus 1“ über die Festnahme von Oppositionsführerin Maria Kolesnikowa an einem Grenzübergang zur Ukraine. „Maria ist unsere Heldin“, sagt ein Mittfünfziger vor dem Stadtspital von Grodno. „Dieses Schmierentheater hilft nur der Opposition.“

In der Tat liest sich die offizielle Verlautbarung des belarussischen Grenzschutzes über das Los der seit Montagfrüh vermissten Kolesnikowa wie ein billiger Spionageroman. Demnach sollen der Sekretär des oppositionellen Koordinationsrats, Iwan Krawzow, und Pressesprecher Anton Rodnenkow zusammen mit Maria Kolesnikowa in einem BMW die Staatsgrenze am kleinen Kontrollpunkt Alexandrowka unweit der unbewohnbaren Tschernobyl-Zone korrekt durchfahren haben.

Dann aber hätte der BMW stark beschleunigt, nachdem der Fahrer vor der einige Kilometer entfernten effektiven Staatsgrenze einen Grenzschutzsoldaten gesehen habe. Der schnelle BMW habe den Grenzschutzsoldaten gefährdet. „Das Fahrzeug verließ das Territorium von Belarus. Zur gleichen Zeit fand sich Kolesnikowa irgendwie aus dem Fahrzeug heraus – zumindest scheint es jetzt so, soweit ich das beurteilen kann“, sagt Grenzschutzchef Anton Bytschkowski dem unabhängigen Newsportal tut.by. Diese sei festgenommen worden.

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