Vielfalt

Oscar: Der beste Film muss künftig Quoten erfüllen

APA/AFP/MARK RALSTON
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Vor und hinter der Kamera sollen Frauen und Minderheiten eine größere Rolle spielen müssen.

Jahrelang hieß es, die Oscars seien zu weiß, zu männerlastig und minderheitenfeindlich. Nun führt die Akademie neue Standards ein - und will damit in der Königsdisziplin "Bester Film" mehr Vielfalt erzwingen. Wer sich ab 2024 qualifizieren möchte, muss zwei von vier Kriterien erfüllen. Sie reichen von der Auswahl der Schauspieler und Vorgaben zum Inhalt bis zur Förderung von Minderheiten durch Praktika und Lehrstellen.

Besonders spannend ist, was vor der Kamera passieren soll. Ein Kriterium ist etwa erfüllt, wenn Darsteller in wichtigen Rollen einer Minderheit angehören, etwa afroamerikanischer oder asiatischer Abstammung sind. Wenn dem nicht so ist, gibt es eine Alternative für kleinere Rollen. Hier müssen dann 30 Prozent einer der folgenden Gruppen angehören: Frauen, Menschen mit Behinderungen, einer unterrepräsentierte ethnische Gruppe oder Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans-Menschen (LBTG). Auch zum Inhalt gibt es Wünsche: Filmbeiträge sollten ein Thema behandeln, das sich oben genannte Gruppen dreht.

Als weiteres Kriterium stellt der Filmverband Quoten für das Produktionsteam zur Auswahl. Entweder eine Führungsposition oder 30 Prozent der gesamten Filmcrew sollen zu den bisher unterrepräsentierten Gruppen gehören.

Wer das bisher Genannte nicht erfüllt, kann noch durch die beiden Kriterien Produktion oder Repräsentation punkten. Dabei geht es einerseits um bezahlte Lehrstellen und Praktika für die genannten Gruppen und andererseits um die Frage, wen die Studios in den Bereichen Marketing, Öffentlichkeitsarbeit und Vertrieb beschäftigen. Ab 2022 sollen Anwärter für den "Besten Film" quasi als Probelauf ihre Diversitäts-Pluspunkte angeben. Für die Oscars 2021, die wegen der Coronavirus-Pandemie nicht im Februar sondern erst Ende April vergeben werden, gibt es keine neuen Auflagen.

Katalysator für dauerhaften Wandel

Diversität ist in der Filmszene schon lange eine Forderung. Sie hätten einige Ideen für die neuen Normen beim renommierten British Film Institute (BFI) abgeschaut, teilte die Oscar-Akademie mit. "Wir glauben, dass diese Inklusionsstandards ein Katalysator für dauerhaften, wichtigen Wandel in unserer Industrie sein werden", sagte Akademie-Präsident David Rubin. In den Jahren zuvor hatte es eine heftige Kontroverse um die Anerkennung schwarzer Talente in Hollywoods Filmgeschäft gegeben. Als 2016 zum zweiten Mal hintereinander keine Afroamerikaner in den vier Kategorien für Schauspieler nominiert wurden, reagierte der Filmverband auf die massive Kritik und kündigte "historische Maßnahmen" an. Hier sind sie.

(rovi)

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