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Mitreden: Wie sinnvoll sind Quoten für Frauen und Minderheiten?

Die veränderten Regeln für die Oscar-Verleihung haben die Debatte wieder neu angefacht. Was können Quoten? Und was können sie nicht? Diskutieren Sie mit!

Oscar-Filme seien zu weiß und zu männlich: Diesem Vorwurf, der in den vergangenen Jahren immer lauter wurde, will die Akademie nun mit neuen Standards begegnen. Und schon ist das Q-Wort wieder in aller Munde.

Quotenregelungen begegnen uns in vielen Bereichen, etwa beim Medizin-Aufnahmetest (für österreichische Studierende), im Radio (Anteil österreichischer Musik) oder in Südtirol (Proporz nach Sprachgruppen für öffentliche Stellen). Doch kaum eine sorgt für so viele Kontroversen wie die Frauenquote, die verkrustete Strukturen aufbrechen soll. In der Politik (jüngst etwa bei der CDU) begegnen wir Frauenquoten etwas öfter als in der Wirtschaft. Dort gibt es vor allem Erfahrung mit verpflichtenden Quoten in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen. Österreich hat etwa 2018 eine Quote von 30 Prozent eingeführt - und sie wirkt. Doch sickert diese auch ins Management durch? Bisher deuten nichts darauf hin, berichtet Jeannine Hierländer.

Auch Studien aus Italien und Norwegen, wo es die Quote schon länger gibt, zeigen, dass sich die Verhältnisse in Managementpositionen angleichen. Alles nicht so unkompliziert. Andrea Weber meint dazu im Ökonomenblog der „Presse": „Um die Geschlechterungleichheit wirksam zu verringern, bedarf es möglicherweise auch Förderungen von 'unten', wie etwa bessere Kinderbetreuung, Jobsharing Möglichkeiten oder frauenfreundlichere Bewerbungs- und Einstellungsprozesse."

Alles eben nicht so einfach. Und besonders heikel wird es, wenn es um Kunst und Kultur geht. Denn wo, wenn nicht dort, sollte es immer um eine individuelle Leistung gehen? Fakt ist jedenfalls, dass Schwarze bei der Oscar-Verleihung meist stark unterrepräsentiert waren. Den Oscar für die beste Regie hat beispielsweise noch nie ein Schwarzer gewonnen und erst einmal eine Frau - Kathryn Bigelow im Jahr 2010.

In der Königsdisziplin „Bester Film“ sollen nun nicht nur Quoten für Darsteller Abhilfe schaffen. Es soll auch Pluspunkte geben, wenn das Produktionsteam diverser ist. Kollege und Cineast Köksal Baltaci schreibt in einer Kolumne, dass er selbst vor 20 Jahren noch kein Problem mit der Vielfalt hinter der Kamera sah: "Warum soll sich nur ein Schwarzer in einen Schwarzen hineinversetzen können? Nur ein Mann in einen Mann? Nur eine Frau in eine Frau?“, fragte er sich damals anlässlich einer Debatte um die Verfilmung des Lebens von Muhammad Ali.

Heute, schreibt Baltaci, sieht er das anders. „Persönliche Betroffenheit und die damit verbundenen Einblicke in eine Community oder ein Milieu sind niemals ein Defizit, sondern immer eine Bereicherung."

(sk)

Diskutieren Sie mit: Was bringen (freiwillige oder verpflichtende) Quotenregelungen? Und: Wie können wir mehr Diversität erreichen?

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