Leitartikel

Die versteckte Arbeitslosigkeit nimmt am stärksten zu

Schlimm genug, dass es am Ende des Jahres eine halbe Million Arbeitslose geben wird. Gefährlich wird es, wenn die Menschen resignieren.

Der Winter kommt – und somit steigt in Österreich auch die saisonale Arbeitslosigkeit. Vor allem auf dem Bau werden dann viele Arbeiter stempeln geschickt. Und in der Gastronomie und Hotellerie. Doch dort herrscht bekanntlich schon jetzt extrem hohe Arbeitslosigkeit. Wenn in Wien ein Viertel der Hotels noch immer geschlossen ist, dann hilft dort auch keine Kurzarbeit. Fazit: Ende des Jahres wird sich die Arbeitslosigkeit in Österreich der psychologisch kritischen Marke von 500.000 nähern, möglicherweise wird diese sogar überschritten.

Denn nach wie vor befinden sich 400.000 Menschen in diesem Land in Kurzarbeit. Das sind schon wesentlich weniger als zu Beginn der Krise. Da waren es 1,3 Millionen. Das Problem ist nur: Je länger Leute in der Kurzarbeit bleiben, umso größer ist die Gefahr, dass am Ende der Job ganz verloren geht.

All dies sind die Rahmenbedingungen, unter denen in zwei Wochen die berühmte Herbstlohnrunde beginnen wird. Von einer Routineveranstaltung ist man in diesem Corona-Jahr so weit entfernt wie nie. Hoffentlich. Das wird tatsächlich ein spannendes Match werden. Wenn die Arbeitgeber etwa darauf verweisen, dass die guten Jahresabschlüsse des vergangenen Jahres natürlich längst Makulatur sind und es in diesem Jahr nichts zu verteilen gibt. Für die Manager-Boni und Dividenden hat das natürlich nicht gegolten, aber das ist ein anderes Thema. Und gleichzeitig werden die Arbeitnehmer darauf verweisen, wie toll das mit der Kurzarbeit funktioniert hat, das könnte man ja gleich so lassen – bei vollem Lohnausgleich natürlich.

Am Ende wird es, wie in Krisenjahren meist der Fall, eine Lohnerhöhung geben, die gerade einmal die Inflation abdeckt. Die Teuerung betrug im Juli 1,7 Prozent, im Jahresschnitt wird sie wohl etwas darunter liegen. Aber in einer Zeit, in der aus Milliarden Billionen werden, Österreich im Kampf gegen Corona Dutzende Milliarden Euro aus dem Ärmel schüttelt, ist das vielleicht auch „schon Wurst“, wie der Kabarettist Lukas Resetarits sagen würde. Im Jahr 2020 ist offenbar alles möglich: Wurde früher monatelang über Steuerreformen diskutiert, bei denen es am Ende um ein paar läppische Milliarden gegangen ist, so wird das heute in einer Regierungssitzung unter Tagesordnungspunkt 17 abgehandelt.

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