Flughafen Wien: Eine Million Euro für Hochegger?

MEDIENVERFAHREN GARSSER GEGEN RAMPRECHT
MEDIENVERFAHREN GARSSER GEGEN RAMPRECHT(c) APA (Roland Schlager)
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Der wegen der Buwog-Affäre im Visier der Justiz stehende PR-Berater Peter Hochegger soll auch beim Flughafen hohe Vergütungen kassiert haben – ohne sichtbare Leistung. Der Flughafen schwächt ab.

Wien. Er sollte „More than a Terminal“ werden – so pries der Flughafen Wien in seiner Informationsbroschüre zum Baubeginn 2005 den neuen Terminal Skylink an. „Mehr als ein Terminal“ ist Skylink in der Tat geworden: Es droht das größte Finanzdesaster bei einem Bauprojekt in Österreich nach dem AKH. Die Flughafen-Führung unter Herbert Kaufmann will über Kostenüberschreitungen und Terminverzögerungen erst zum Jahreswechsel 2008/09 informiert gewesen sein und hat Spekulationen darüber stets in Abrede gestellt. Aber eine Reihe von Sitzungsprotokollen belegt, dass das Megaprojekt schon 2006 aus dem Ruder lief.

Was war also naheliegender für einen Konzern, als sich einen Profi für Kommunikation zu holen? Kaufmann hat das getan – und er wurde bei niemand geringerem als Peter Hochegger und seiner – inzwischen aufgelösten – Agentur Hochegger.com fündig. Der PR-Kapazunder, der durch die Buwog-Affäre zu zweifelhafter Berühmtheit und ins Visier der Justiz geraten ist, soll von 2004 bis 2009 für den Flughafen tätig gewesen sein.

Das erfuhr „Die Presse“ aus dem Unternehmen. Das kolportierte Honorar, das angeblich auf mehrere Flughafen-Töchterfirmen verteilt und in Tranchen abgerechnet worden sein soll, um die Gesamtsumme zu kaschieren: rund eine Mio. Euro.

„Nur 200.000 Euro“

Flughafen-Sprecher Peter Kleemann bestätigt der „Presse“ das Engagement der Agentur, dementiert aber strikt die Höhe des Honorars. „Wir haben Hochegger nicht persönlich, sondern seine Agentur engagiert – sie war die zweitgrößte PR-Agentur des Landes“, verteidigt Kleemann den Auftrag. Hochegger.com sei nur von Mitte 2004 bis Anfang 2007 tätig gewesen. Für diese rund eineinhalb Jahre habe das Honorar nur 200.000 Euro betragen, sagt der Sprecher. Für ein weiteres Engagement im Jahr 2009 seien zusätzlich 30.000 Euro geflossen.

Dass die von ihm genannten 200.000 Euro möglicherweise nur eine Tranche betreffen, weist Kleemann zurück. Er hat vor seinem Wechsel zum Flughafen bei Hochegger.com gearbeitet.

Hohe Beraterhonorare haben nicht erst seit der Affäre um den Verkauf der Bundeswohnungen für Aufsehen und Kritik gesorgt. Für den Buwog-Deal kassierten Hochegger und sein Geschäftspartner Walter Meischberger 9,6 Mio. Euro Provision, die sie zu versteuern „vergaßen“. Die Staatsholding ÖIAG wurde für die 250 Mio. Euro, die sie binnen sechs Jahren an Consulter überwies, vom Rechnungshof „zerlegt“. Auch die ÖBB standen – und stehen nun wieder – im Mittelpunkt der Kritik.

Nicht für Skylink engagiert

Dabei geht es nicht um das Engagement externer Fachleute an sich, ohne die es – wie im Fall von Investmentbankern bei Börsegängen – gar nicht geht. Vielmehr sorgt das oft nicht nachvollziehbare Preis-Leistungs-Verhältnis nicht nur bei den Rechnungshof-Prüfern für Verstimmung.

Jetzt kommt dazu, dass überall dort, wo Hochegger draufsteht, genauer hingesehen wird. Wie etwa auch bei der Telekom Austria, wo Gelder über die Firma Valora von Hochegger und Meischberger an diverse Parteien weitergereicht worden sein sollen. Auch beim Flughafen fragen sich Beobachter, für welche Leistung Geld – in welcher Höhe auch immer – geflossen sei. Denn eine Leistung sei „nicht wirklich“ evident geworden, ätzt ein Insider. Und wenn, dann dürfte der Ratschlag einfach nur „mauern“ gelautet haben.

Denn die Flughafen-Spitze hat bis zum Februar 2009 alle Gerüchte um eine Kostenexplosion beim Skylink abgeschmettert. Erst danach wurde – in kleinen Schritten – eine Verdoppelung der ursprünglich veranschlagten Kosten von 400 auf zumindest 830 Mio. Euro eingestanden. Von Kleemann kommt dazu eine überraschende Aussage: „Für die Kommunikation rund um den Skylink ist Hochegger explizit nicht engagiert gewesen.“ Wofür denn dann? „Für die Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2010)

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