Wieso erfährt die Öffentlichkeit in Wien viel weniger über Corona-Cluster als in den anderen Bundesländern?
Ein Fußballclub im Tiroler Unterland, eine Freikirche in Linz, ein Jungscharlager in Großarl, ein Chor in Perg, Lokale in Klagenfurt, nur zum Beispiel: Aus allen Bundesländern erfährt man regelmäßig, wo und in welchen Institutionen es zu Corona-Clustern gekommen ist. Nur nicht aus Wien. Dort ist offiziell meist nur von „Ansteckungen innerhalb von Familien“ die Rede.
Weiß man im Büro des Gesundheitsstadtrats wirklich nicht mehr? Das wäre ein Armutszeugnis, mehr noch: fatal. Man will es auch nicht glauben. Denn selbst viele nicht beruflich mit Covid-19 befasste Wiener wissen zumindest vom Hörensagen, von Bekannten von Bekannten also (wie das in einer Großstadt halt so ist), über den einen oder anderen Cluster Bescheid, zum Beispiel rund um konkrete Szenelokale.
Oder soll die Öffentlichkeit bewusst nicht informiert werden? Will man das Wissen über Cluster tunlichst geheim halten? Das wäre erstens dummes, arrogantes Obrigkeitsdenken, unter dem Motto: Was geht denn euch das an? Zweitens aber ist es der Seuchenbekämpfung abträglich. Denn es ist sehr wohl für alle Bürger interessant, wo und wie sich besonders viele Menschen anstecken. Natürlich kann solches Wissen den betroffenen Institutionen auch schaden: Wenn es etwa zu gehäuften Infektionen in gesteckt vollen Lokalen kommen sollte und diese bekannt werden, dann werden die Lokale wohl tendenziell unter Besucherschwund leiden. Was für ihre Betreiber schlecht sein mag, für die Allgemeinheit aber nützlich wäre. Besonders in der Corona-Situation, wie sie derzeit in Wien herrscht. Die so bedrohlich ist, dass herrschaftliche Geheimniskrämerei wirklich nicht angebracht ist.
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