Geburtstag

Hommage an Kaiser Karl

Karl Lagerfeld, Geburtstag
Karl Lagerfeld, GeburtstagAPA/EPA/Jan Woitas
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Karl Lagerfeld hasste Retrospektiven und Geburtstage. Folglich würde er vielleicht auch diese Hommage hassen – doch „Kaiser Karl“ war selbst von Widersprüchen geprägt und zögerte bei keiner Gelegenheit, seine Umgebung damit zu provozieren.

Zu Lebzeiten machte sein Geburtstag am 10. September immer wieder Schlagzeilen. Am Donnerstag wäre er 87 Jahre alt geworden – vielleicht aber auch erst 85 oder gar 82. Karl Lagerfeld sprach nicht gerne über den Tag, an dem er das Licht der Welt erblickte.

Einmal behauptete er, seine Geburtsurkunde ging bei einem Hausbrand kaputt und er wisse das richtige Jahr gar nicht. Offiziell wurde er am 10.09.1933 geboren, wie eine Geburtsanzeige seiner Eltern in den Hamburger Nachrichten belegen soll.

»„Als Kind habe ich Geburtstage gerne gefeiert, aber dann kam der 50. Danach fand ich die Geburtstagsfeste so grauenhaft, dass ich seitdem nie mehr so was erleben möchte. Inzwischen ist der 10. September auch ein schlechtes Datum geworden. Es klingt wie der Tag vor dem 11. September – Nine-Eleven. Soll ich jetzt am Vorabend zu diesem schlimmen Katastrophentag feiern? Auch historisch gesehen ergibt der 10. September kein gutes Datum. Die Kaiserin Elisabeth von Österreich ist am 10. September 1898 in Genf ermordet worden. (...) Ich hasse Retrospektiven. Ich hasse Geburstage, ich hasse alles, was damit zusammenhängt, weil ich das unnötig finde."«

Karl Lagerfeld im Interview mit Paul Sahner (Buch: Karl)

Dass ihm sein Alter „absolut wurst“ sei, widerspricht sich mit der Tatsache, dass er von seinem Geburtstag ab dem 50. nichts mehr wissen wollte. Auch sein berühmtes Jogginghosen-versus-Lebenskontrolle-Zitat beißt sich mit seiner Chanel-Kollektion im Jahr 2014: Damals ließ er seine Muse Cara Delevingne mit rosa Jogginghose über den Laufsteg spazieren.

Karl Lagerfeld konnte über sich selbst lachen und wechselte seine Meinung mindestens so oft wie seine täglich frischen, weißen Nachthemden. Den oft kritisierten Zynismus dürfte er von seiner Mutter geerbt haben. Er hat sie in Interviews immer wieder mit den Worten zitiert: „Du hättest mehr aus dir machen können, aber bei deinem Mangel an Ehrgeiz ist es schon okay, was du geschafft hast.“ Sie war es auch, die ihm erklärte, Homosexualität sei wie eine Haarfarbe und bedeute nichts.

Der gebürtige Hamburger und Wahl-Pariser lebte von Illusionen und war in gewisserweise selbst eine Illusion. Niemand hat je herausgefunden, ob Lagerfeld seine Sonnenbrille tatsächlich wegen eines Augenfehlers oder zum Selbstschutz nie abnahm – oder ob das schwarze Brillengestell schlicht zur Selbstinszenierung als Marke diente. Sein Beruf war für den Modedesigner „so etwas wie Atmen“. Er behauptete, in jeder Beziehung total improvisiert zu sein, da er nichts gelernt habe. „Wenn man dann kein Schwein gehabt hat, dann weiß ich auch nicht“, sagte er vor einigen Jahren zu Markus Lanz. Allerdings war er nach eigenen Angaben auch nie mit sich zufrieden.

Selten, aber doch übte sich Karl Lagerfeld in Bodenständigkeit: „Es ist schön, wenn man sich etwas Schönes leisten kann, aber in dem Moment, wo man zu seinem Opfer wird, sollte man es aufgeben.“ Mit seinem Tod am 19. Februar 2019 hat die Welt nicht nur einen Modeschöpfer verloren, sondern auch einen Entertainer.

Alles Gute zum Geburtstag!

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