Die ÖBB - Ein Eldorado für Berater

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Die Bahn engagierte mitunter in nur einem Jahr (2003) 364 Beratungsunternehmen und zahlte dafür knapp 22 Mio. Euro. Einer dieser Berater war auch Peter Hochegger. Man fragt sich, was er für sein Honorar getan hat.

Wien (jaz). Beraterkosten und die ÖBB, dieses Thema beschäftigte in den vergangenen Jahren regelmäßig Rechnungshof und Öffentlichkeit. So engagierte die Bahn mitunter in nur einem Jahr (2003) 364 Beratungsunternehmen und zahlte dafür knapp 22 Mio. Euro, wie aus einem Rechnungshofbericht aus dem Jahr 2006 hervorgeht. Einer dieser Berater war auch Peter Hochegger. Wie berichtet, soll er bis Ende 2008 mehr als vier Mio. Euro von der Bahn bekommen haben.

Zur Zeit ist man bei den ÖBB dabei, diese „Altlasten“ aufzuarbeiten. ÖBB-Chef Christian Kern lässt alle Beraterverträge überprüfen. Das Honorar von vier Mio. Euro will man bei den ÖBB nicht bestätigen, da die Überprüfungen noch nicht abgeschlossen sind. Es seien aber auf jeden Fall „mehrere Mio. über den Tisch gewandert“, so ein Sprecher.

Zwischen 2002 und 2008

Hocheggers Firma hat dafür zwischen 2002 und 2008 die Bahn in Kommunikationsfragen beraten sowie Reisen und Auftritte des Vorstands organisiert. Ob das gezahlte Honorar diesen Arbeiten auch angemessen war, sei jedoch fraglich, heißt es bei der Bahn. Ein Resümee über die Leistungen wollen die ÖBB bis Mitte September publik machen.

Wesentlich deutlicher wurde da der Rechnungshof. Es habe „keine nachvollziehbaren Nutzenüberlegungen“ bezüglich der Kommunikationsberatung bei der Bahn gegeben. Zudem sei der Beratervertrag erst Monate nach dem Beginn der Leistungserbringung ausgeschrieben worden. Und auch Aufträge für einzelne Leistungen wurden vom Berater geschrieben – „teilweise Monate nach Leistungsbeginn“.

Problematische Beraterverträge sind bei der Bahn aber nichts Ungewöhnliches. So kritisierte der Rechnungshof 2007 auch, dass Unternehmensberater Fredmund Malik über Tochterfirmen einen Vertrag über eine Mio. Euro erhalten hat, obwohl er im Aufsichtsrat der ÖBB saß.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2010)

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