Sparkurs

Deutscher MAN-Betriebsrat kündigte Widerstand gegen Jobabbau an

MAN Lkw Steyr
MAN Lkw SteyrAPA/Werner Kerschbaum
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Der Plan des Managements würde in Deutschland und Österreich „fast jeden zweiten Arbeitsplatz vernichten“, kritisiert der MAN-Betriebsrat. Im Werk in Steyr wackeln 2300 Jobs.

Der krisengeschüttelte deutsche Lkw- und Bus-Hersteller MAN muss sich beim geplanten Stellenabbau auf heftigen Widerstand der Arbeitnehmer einstellen. Der deutsche MAN-Betriebsrat kritisierte die vom Vorstand angekündigte Streichung von bis zu 9500 Arbeitsplätzen ungewöhnlich scharf. „Das sind Management-Konzepte von tief unten aus der Mottenkiste", erklärte Betriebsratschef Saki Stimoniaris.

Die Belegschaft werde nicht für schwere Managementfehler büßen, sondern Widerstand gegen den Stellabbau leisten. Er forderte den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen und kündigte an, dem Vorstand eigene Vorstellungen zur Zukunft von MAN vorzulegen. Der Plan des Managements würde in Deutschland und Österreich „fast jeden zweiten Arbeitsplatz vernichten".

Mit dem deutlich höheren Stellenabbau als bisher geplant verschärft der Lastwagenbauer seinen Sparkurs deutlich. Insgesamt soll nun fast ein Viertel der zuletzt 36.000 Arbeitsplätze wegfallen. „Die derzeitigen Überlegungen umfassen den Abbau von bis zu 9500 Stellen in Deutschland und Österreich sowie weltweit über alle Unternehmensbereiche hinweg", teilte die Tochter der zum Volkswagen-Konzern gehörenden Nutzfahrzeugholding Traton am Freitag mit.

Drei Werke vor Schließung

MAN und Traton sprachen von einer „grundlegenden Restrukturierung" des Lkw- und Bus-Geschäfts von MAN. In diesem
Zusammenhang seien Verlagerungen von Entwicklungs- und an andere Standorte geplant. Damit stünden auch der Produktionsstandort Steyr in Österreich sowie die Betriebe in Plauen und Wittlich in Deutschland zur Disposition. Das hätten die Vorstände von MAN und Traton unter ihren neuen Chefs Andreas Tostmann und Matthias Gründler beschlossen.

Das Büro des Betriebsratsvorsitzenden der Arbeiter bei MAN Trucks & Bus in Steyr, Erich Schwarz, teilte auf APA-Anfrage mit, dieser sei in Verhandlungen in München. Er werde danach Stellung nehmen.

Der Lkw-Bauer MAN, der den Traton-Konzern in der Corona-Krise zuletzt tief in die roten Zahlen gerissen hatte, will mit dem Sparpaket die Kosten um 1,8 Milliarden Euro senken. Damit soll für das Jahr 2023 die operative Umsatzrendite, die zuletzt negativ war, auf acht Prozent hochgetrieben werden. MAN hatte bereits im März ein umfassendes Sparprogramm und einen Konzernumbau  angekündigt, um Investitionen in neue Technolgien zu stemmen.

Der Vorstand der MAN Truck & Bus SE werde zeitnah in Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern über die Neuausrichtung eintreten, kündigte das Unternehmen am Freitag an. Der Gesamtaufwand für die Neuausrichtung sei vom Ergebnis dieser Verhandlungen abhängig.

Nach einer bisher geltenden Betriebsvereinbarung zur Beschäftigungssicherung sind betriebsbedingte Kündigungen bis
2030 ausgeschlossen. Der MAN-Betriebsrat hatte vom Vorstand ein
umfassendes Paket zur Zukunftssicherung gefordert. Im Streit
darüber waren in diesem Jahr die früheren Chefs von Traton und
MAN gestürzt.

(Reuters/APA)

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