Philosophie

War Hegel ein Rassist? Philosophen streiten bei Festakt

Hegel auf einer Zeichnung.
Hegel auf einer Zeichnung. (c) imago images/ZUMA Press (Ken Welsh via www.imago-images.d)
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Georg Wilhelm Friedrich Hegel steht wegen seines 250. Geburtstags im Rampenlicht der Philosophie. Seine Aussagen über Kolonislismus und Menschenrechte auch.

War der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel ein Rassist? Beim Festakt der Stadt Stuttgart zum 250. Geburtstag Hegels haben sich Experten darüber einen Schlagabtausch geliefert. "Es gibt Äußerungen aus den Vorlesungen von Hegel, in denen er sich durchaus rassistisch äußert", sagte die Präsidentin der Internationalen Hegel-Vereinigung, Dina Emundts.

Hegel ist Kritik gewöhnt. Für Karl Popper war er ein „logischer Hexenmeister", Schopenhauer bezeichnete ihn als „plumper Scharlatan", der „hohlsten Wortkram" zusammenschmierte. In der angelsächsischen analytischen Philosophie gilt Hegels Werk als Inbegriff eines „kontinentalen", dunklen, vorgeblich tiefen Denkens, das sich in haltlosen Spekulationen verliert. (Mehr dazu >> Warum wir trotz allem Hegelianer sind)

Klar ist aber sein Gedanke zur Universalität oder Weltbürgerlichkeit formuliert: „Der Mensch gilt so, weil er Mensch ist, nicht weil er Jude, Katholik, Protestant, Deutscher, Italiener usf. ist.“ Zu lesen in Hegels Rechtsphilosophie. Und Wahrheit im Hegelschen Sinn ist nicht westlich oder östlich, weder europäisch noch asiatisch, nicht abend- oder morgenländisch. Die Gedanken von Einheit und Verschiedenheit, von Gemeinsamkeit und Vielfalt versucht Hegel zusammenzudenken.

Ideen zum Kolonialismus

Am Donnerstag kamen dennoch kritische Töne: "Rassist sein und gleichzeitig Menschenrechte für alle Menschen fordern ist kein Widerspruch. Sowohl Kant als auch Hegel haben das gemacht", so Emundts. Nach Einschätzung des Sozialphilosophen Axel Honneth teilte Hegel die im 19. Jahrhundert gängige kolonialistische Vorstellung, dass die Afrikaner durch die Europäer zivilisiert werden müssten.

Widerspruch kam vom Jenaer Philosophie-Professor und Hegel-Biografen Klaus Vieweg: "Hegel steht gegen jede Form von Diskriminierung, gegen jeglichen Nationalismus, gegen Rassismus." Was er in seiner Philosophie der Geschichte über die Entwicklung Afrikas gesagt habe, lasse sich heute historisch bestätigen.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel war ein Hauptvertreter des Deutschen Idealismus im Gefolge von Immanuel Kant und Johann Gottlieb Fichte. Er kam am 27. August 1770 in Stuttgart zur Welt und starb 1831 in Berlin. Sein Geburtshaus ist heute ein Museum, das seinem Leben und Werk gewidmet ist.

(red./APA/dpa)

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