Griechenland

Deutschland nimmt 100 bis 150 Minderjährige aus Moria auf

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Insgesamt erklärten sich bisher zehn EU-Staaten bereit, die etwa 400 unbegleiteten Minderjährigen aus dem abgebrannten Camp auf der Insel Lesbos aufzunehmen. Deutschland und Frankreich tragen die Hauptlast.

Deutschland wird nach Angaben von Innenminister Horst Seehofer 100 bis 150 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus dem abgebrannten Flüchtlingslager Moria aufnehmen.

Insgesamt hätten sich bisher zehn EU-Staaten bereit erklärt, die etwa 400 unbegleiteten Minderjährigen aus dem Camp auf der griechischen Insel Lesbos aufzunehmen, sagte der CSU-Politiker am Freitag in Berlin.

Man sei mit weiteren Ländern im Gespräch, erklärte Seehofer bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit EU-Migrationskommissar Margaritis Schinas. Deutschland und Frankreich seien bereit, mit rund 100 bis 150 Personen den Großteil aufzunehmen.

Italien Premier Giuseppe Conte hatte etwas vage Bereitschaft zur Hilfe signalisiert: „Wir unterstützen die Initiative für die unbegleiteten Minderjährigen", so Conte. Ob Italien konkret mit der Aufnahme von Migranten helfen wolle, ließ der Regierungschef offen. "Perspektivisch müssen wir allerdings verhindern, dass sich so etwas wiederholt. Auch wir leiden, unsere Aufnahmezentren sind überfüllt", mahnte er. 

In Österreich lehnt die ÖVP die Aufnahme von Geflüchteten aus Moria ab, Grüne, SPÖ, NEOS, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und zahlreiche Hilfsorganisationen haben sich dafür ausgesprochen.

CSU will auch erwachsene Migranten aufnehmen

Man habe der griechischen Regierung zudem Hilfe bei der Versorgung vor Ort zugesagt, so Seehofer. Die griechische Regierung habe am Donnerstagnachmittag eine Bedarfsliste übermittelt. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hatte am Donnerstagabend erklärt, dass Deutschland und Frankreich eine Initiative in der EU gestartet hätten, um unbegleitete Minderjährige aus dem zerstörten Lager aufzunehmen. Dort lebten rund 13.000 Menschen, die nun obdachlos geworden sind.

CSU-Entwicklungsminister Gerd Müller drängte indes darauf, auch erwachsene Migranten aus Moria aufzunehmen. Den Menschen muss jetzt sofort geholfen werden", sagte Müller der "Augsburger Allgemeinen" vom Freitag. Der Minister kritisierte die Haltung der griechischen Regierung, wegen mutmaßlicher Brandstiftung keine Bewohner des Lagers ausreisen zu lassen: "Die Menschen sind nach dem Ausbruch von Corona in dem Lager verzweifelt und bekamen keine Hilfe. Es ist tragisch, dass in der Panik einige offenbar keinen anderen Ausweg gesehen haben."

„Praktische Humanität ist gefordert"

"Hier ist jetzt praktische Hilfe, praktische Humanität gefordert in einer Notlage, die auch die Folge europäischen Scheiterns ist", sagte auch der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Deutschen Bundestag, Norbert Röttgen. "Die Not drängt, es brennt, jetzt muss entschieden werden, es muss auch kommuniziert und erklärt werden", sagte er. "Die Regierung ist als Ganze gefordert."

Ein von einer Gruppe Bundestagsabgeordneter unterzeichneter Vorschlag sehe vor, 5000 im griechischen Festland untergebrachte Flüchtlinge aufzunehmen, so Röttgen am Freitag im ZDF-"Morgenmagazin". Dann könnte Griechenland wiederum 5000 Flüchtlinge von Moria, das auf der Insel Lesbos liegt, ans Festland bringen

(APA)

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