Die Brände in Russland nähern sich immer wieder Atomanlagen. Das könnte schwere Folgen haben, warnt die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Der Gesamt-Schaden wird derzeit auf 11 Milliarden Euro gerechnet.
Die verheerenden Waldbrände in weiten Teilen Russlands haben Medienberichten zufolge einen Schaden von umgerechnet elf Milliarden Euro angerichtet. Der Schaden werde rund ein Prozent des russischen Bruttoinlandsprodukts betragen, berichtete die Wirtschaftszeitung "Kommersant" am Dienstag. Ein Drittel der Weizenernte sei vernichtet, riesige Flächen Wald stehen derzeit in Flammen. Derzeit lodern in Russland noch mehr als 550 Feuer auf einer Fläche von mehr als 1700 Quadratkilometern, teilte das Zivilschutzministerium mit.
Tausende Einsatzkräfte kämpfen in Russland weiter gegen die Gefahr eines Übergreifens der Brände auf Atomanlagen und radioaktiv verseuchte Gebiete des Landes. Für die Ural-Stadt Osjorsk, wo das große Atommüllaufbereitungs- und Lagerungszentrum Majak liegt, gaben die Behörden vorerst Entwarnung. Die Brände in der Nähe der Anlage seien gelöscht, sagte die Sprecherin des Zivilschutzministeriums, Irina Andrianowa. Der Bürgermeister von Osjorsk, Viktor Trofimtschuk, verhängte dennoch den Ausnahmezustand.
Greenpeace: Brände könnten schwere Folgen haben
Die Feuerwalze nähert sich nach Angaben russischer Behörden immer wieder bedrohlich den Atomanlagen des Landes. Experten befürchten, dass die Waldbrände radioaktiv verseuchte Böden aufwirbeln und das Strahlengift in andere Regionen tragen.
Die Brände könnten schwere Folgen haben, warnte der Greenpeace-Atomexperte Christop von Lieven, Atomexperte de Umweltschutzorganisation Greenpeace, in der "Neuen Presse" aus Hannover. Vor allem die Feuer vor Majak 1500 Kilometer östlich von Moskau - 1957 Schauplatz der größten Atomkatastrophe vor Tschernobyl - seien gefährlich. "Es liegt viel radioaktives Material in der Umgebung, viel Material wurde damals einfach in einem See versenkt." Majak gelte bis heute als der größte radioaktiv belastete Ort und damit als eines der gefährlichsten Gebiete der Welt.
"Wenn die Brände auf die Region übergreifen, könnte das radioaktive Material mitverbrennen: Das sind Partikel und Kleinstmaterialien, die bisher im Boden, im Torf, in den Pflanzen gebunden sind", sagte Lieven. Wenn das freigesetzt werde, könnte es beim Löschen mit ins Grundwasser gespült oder bei Bränden mit dem Rauch hochgetrieben werden.
Laut Gerhard Wotawa von der ZAMG in Wien besteht für Österreich keine Gefahr. "Dass das bis zu uns kommt, ist fast auszuschließen, dazu sind die Gebiete zu weit von Österreich entfernt", sagte der Strahlenexperte. Für die Aufräumtrupps vor Ort sei es jedoch sehr wohl ein Problem.
Warnung vor Panikmache
Der Direktor des Instituts für sichere Atomenergie, Leonid Boloschow, warnte indes vor Panikmache. Die Atommülldeponien im Land seien durch einen mehrschichtigen Mantel aus Beton und Metall geschützt, so dass Feuer sie kaum beschädigen könne, sagte er.
Soldat von brennendem Baum erschlagen
Bei einem Einsatz gegen die Waldbrände rund um das Atomwaffen-Forschungszentrums bei Sarow kam ein Soldat ums Leben. "Ein brennender Baum ist auf den Soldaten gefallen," sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Der Mann sei auf dem Weg ins Krankenhaus an einem Schädel-Hirn-Trauma gestorben.
(Ag.)