Theater

"Das Unbekannte mag man nicht"

Qigong. Lore Stefanek (vorn) und Traute Hoess vertrauen in der Freizeit chinesischer Meditation.
Qigong. Lore Stefanek (vorn) und Traute Hoess vertrauen in der Freizeit chinesischer Meditation.(c) Carolina M. Frank
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Grimmig, aber auch lustig finden Lore Stefanek und Traute Hoess Thomas Bernhards Dramolette "Der deutsche Mittagstisch".

Diese Figuren sind keine Karikaturen. Thomas Bernhard hat ans Licht geholt, was wirklich in den Menschen schlummert", erklärt Lore Stefanek, die mit Traute Hoess in der Josefstadt in Bernhards "Der deutsche Mittagstisch" spielt. Gerichts- und Ministerpräsidenten treten in diesen Dramoletten auf, Nachbarinnen, Totengräber und ein Pfarrer. Fast allen gemeinsam ist Sehnsucht nach dem Nationalsozialismus und Rassismus. Das Stück wirkt krass. Nicht für Hoess: "Es gibt tagtäglich rassistische und antisemitische Angriffe auf den Straßen Deutschlands, die nur milde von der Justiz verfolgt werden", sagt die Schauspielerin, die in Oberbayern aufgewachsen ist und nun in Berlin lebt: "Die ersten der sieben Dramolette sind der schönen Traunsteiner Gegend gewidmet", erläutert Hoess: "Ich bin in einem kleinen Ort aufgewachsen. Ich kenne diese Dorfgespräche." Zwei Frauen glauben, auf der Straße eine Leiche entdeckt zu haben: "A Doda!", rufen sie aus. Hoess: "Es sind Nachbarinnen auf dem Weg von der Maiandacht nach Hause. Tratsch und Hetze liegen dicht beieinander, Banalität und Bösartigkeit. Aber das ist nicht typisch bayrisch. Das ist in allen kleineren Dorfgemeinschaften so. Das Fremde, Unbekannte mag man nicht. Das soll wegbleiben und gar nicht erst herkommen."

Ein Pekinese namens Kanapee

Lore Stefanek, die in "Der deutsche Mittagstisch" eine Schulrätin, einen Türken und einen Pekinesen namens Kanapee spielt, wurde in Bratislava geboren und ist in Wien aufgewachsen. Sie hat am Reinhardt-Seminar studiert, lebt aber jetzt auch schon lang in Deutschland. Umso mehr begeisterte sie das Angebot, in der Josefstadt zu spielen. Doch bei der ersten Reise nach Wien im heurigen März steckte sie sich mit Corona an, zum Glück nahm die Krankheit einen glimpflichen Verlauf. Jetzt ist sie froh: "Ich habe noch nie in Wien gespielt! Immer ist was dazwischengekommen! Endlich ist es so weit! Ich freue mich, endlich wieder diese Sprache zu hören, die ich lang entbehren musste", erzählt Stefanek. Wie geht es den beiden mit Claus Peymann?

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