Analyse

Hausmeister Ludwig hat ein Heimspiel

Seine erste Wahl: Michael Ludwig, seit Mai 2018 Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien.
Seine erste Wahl: Michael Ludwig, seit Mai 2018 Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien.Die Presse / Clemens Fabry
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In genau einem Monat, am 11. Oktober, wählt Wien. Ein Blick auf die Ausgangslage, den Zustand und die Kampagnen der einzelnen Parteien.

Seinen eigenen Stil hat Michael Ludwig schon gefunden. War Michael Häupl noch der Typ polternder „Fiaker“, entspricht Michael Ludwig mehr dem Typ Hausmeister. Einer, der sich um alle kümmert, wenn es sein muss, aber auch auf die Einhaltung der Hausregeln pocht.

„Spielregeln“ heißt das beim Wiener Bürgermeister. Auf diese Art umgeht er auch das für die SPÖ schwierige Thema Migration. Es hatte die Partei gespalten – Ludwig selbst jedoch an die Macht gebracht. Als Führungsfigur der Anti-Refugees-welcome-Fraktion in den Außenbezirken.

Jetzt, da er Bürgermeister ist, spielt Ludwig allerdings den Verbinder. Zum einen innerhalb der Lager in der SPÖ. Sinnbildlich dafür ist seine Stadtregierung: Da der linke Peter Hacker, dort der wirtschaftsfreundliche Peter Hanke. Aber auch in Bezug auf die Bevölkerung tut Ludwig das – im Wissen, dass mehr als die Hälfte der Wiener mittlerweile Migrationshintergrund hat und speziell die muslimischen Wähler stark zur SPÖ tendieren. Ludwig predigt das weltoffene, tolerante Wien, in dem jeder nach seiner Faąon glücklich werden soll, pocht aber auch auf die Einhaltung der – genau – Spielregeln. Auch der „ungeschriebenen“, wie er das nennt. Ludwig tut also das, was die Bundes-SPÖ nicht tun kann: Er kann auch positive Seiten der Zuwanderung hervorheben und geht auf die negativen nicht näher ein.

Sonst dominieren im SPÖ-Wahlkampf die bekannten Themen Wohnen, Arbeit, Bildung, Gesundheit, aber auch Wirtschaft. Im Kern lautet die Botschaft: Die Stadt sorgt für das alles – mit neuen Investitionen, in der Coronakrise erst recht.

Noch ist die FPÖ – mit 31 Prozent bei der Wahl 2015 – die zweitstärkste Partei im Wiener Landtag. Doch das wird nicht so bleiben. Ein zweistelliges Ergebnis mit einem Einser vorn ist nach Ibiza und dem Strache-Abgang das Höchste der Gefühle. Um dieses Ziel zu erreichen, wird neben Corona-Maßnahmen-Skepsis vor allem auf ein Thema gesetzt, das Thema der FPÖ schlechthin in den vergangenen Jahrzehnten: die Zuwanderung. So wenig Michael Ludwigs SPÖ darüber sprechen will, so viel und oft spricht die FPÖ des Dominik Nepp darüber. Auch auf den Plakaten ist das Gegensatz-Paar omnipräsent: da die SPÖ und der Islam, dort die FPÖ und das traditionelle Wien. Mit Nepp steht ein Strache-Schüler dem Original direkt gegenüber (so schnell kann das gehen – früher einmal galt immer Jörg Haider als das Original). Nepp geht bedächtiger an die Sache heran, er ist ruhiger als Strache, auch weniger Volkstribun, in der Sache aber Hardliner.

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