All together now

Unsere bleiernen Provinz-Adoleszenzen überlebten wir durch andauerndes Abspielen von „Rubber Soul“, „Revolver“, dem „Weißen Album“ und „Abbey Road“ in den Mansardenzimmern unserer Elternhäuser. Über das Phänomen Beatles – als die Fundamente bebten.

Penny Lane“, „Strawberry Fields“ und „Yellow Submarine“ haben wir als Jugendliche auf den Kofferplattenspielern der Eltern oder älterer Geschwister in Rohbauhäusern und Partykellern abgespielt. „Love Me Do“ und „She Loves You“ summten uns schon als Kinder um die Ohren. Als Band, als Einzelpersonen, als Galionsfiguren – wie entfernte Cousins waren John, Paul, George und Ringo immer um uns. Egal, ob Land- oder Stadtkinder, unter- oder oberschichtig: Die Jahrgänge der 50er- und frühen 60er-Jahre standen mit dem Universum der Beatles in ständigem Funkkontakt.

Katapulte in eine andere Welt. Fast zeitgleich kamen mir im Frühjahr 1970, kurz nach Auflösung der Band, „And now: The Beatles“ und McCartneys erstes Solowerk auf den Plattenteller. Es ertönte von einem Beatle aktuell Veröffentlichtes abwechselnd mit Musikstücken, die ich bis dahin nur im Radio gehört hatte. Die unbändige musikalische Kraft der Band und die Soloplatte, auf der McCartney alle Instrumente selbst spielt, neben sich niemanden mehr zu benötigen schien. Das Spannungsverhältnis zwischen Kollektiv und Einzelnem in künstlerischer Zusammenarbeit, das in solchem Hörvergleich zum Ausdruck kommt, ist mir erst sehr viel später klar geworden. Die Beatles waren eine Gruppe und die einzige der großen Pop- und Rockbands, in der jedes Mitglied immer auch als eigener Charakter wahrnehmbar war. Die Energie der Mehrzahl aus dem Vermögen des Einzelnen. Die Sehnsucht nach dem Kollektiv aus dem Gefühl der Einsamkeit. Auch das bringen die Beatles zum Ausdruck.

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